Als Freundinnen gemeinsam gründen – Welella & Anna sind WELANA: „Wir verbinden Social Entrepreneurship & Innovation!“

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Als Freundinnen gemeinsam gründen – kann das gut gehen? Ja, durchaus! Bestes Beispiel sind Welella Negussie (29) und Anna Papadopoulos (29). Die Berlinerinnen haben das Start-Up Unternehmen Welana gegründet und bieten darüber handgewebte, faire Textilien aus Äthiopien an. Das war nicht immer ein einfacher Weg, wie sie berichten. Einfach mal machen, anstatt immer nur darüber zu reden. Sich trauen, obwohl man es zuvor noch nie so getan hat. Das wagten sich die Freundinnen und Gründerinnen Welella und Anna im vergangenen Jahr. Die beiden Berlinerinnen launchten im Oktober 2015 das soziale For-Profit Unternehmen Welana. Sie importieren Schals, Tücher und Überwürfe aus Baumwolle und Seide, die vor Ort in Äthiopien unter fairen Bedingungen handgefertigt wurden.

Welana ist ein soziales For-Profit Unternehmen

„Wir haben wir uns entschieden, ein Start-Up zu gründen, dass alle Aspekte des Fair Trades widerspiegelt, den Webern faire Löhne bezahlt und gleichzeitig auch für uns Profit erwirtschaftet“, erklärt Anna. „Langfristig hoffen wir, das Bild und das Bewusstsein über Äthiopien in der westlichen Welt zu verändern und berufliche Chancen und Möglichkeiten für die lokale Bevölkerung zu schaffen.“

„Langfristig hoffen wir, das Bild und das Bewusstsein über Äthiopien in der westlichen Welt zu verändern und berufliche Chancen und Möglichkeiten für die lokale Bevölkerung zu schaffen.“

Wie es dazu gekommen ist

Welella und Anna lernten sich mit 11 Jahren in der Schule kennen und haben viel gemeinsam: Sie lieben gutes Essen, das Reisen, lernen gerne Menschen kennen, suchen das Abenteuer und die kulturelle Vielfalt. Und auch die Liebe zu Äthiopien verbindet sie. Welella wurde sie bereits durch ihre Familie in die Wiege gelegt. Ihre Eltern stammen beide aus Äthiopien. Die Deutsch-Griechin Anna lernte dann über die Negussies die äthiopische Kultur, Traditionen und natürlich auch das Essen kennen.

Social Entrepreneurship + Innovation 

Doch Anna und Welella teilen auch die gleichen Werte und haben einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Genau das trieb sie auch zur Gründung von Welana und ihres speziellen Geschäftmodells an, indem sie ihre Werte mit Social Entrepreneurship und Innovation verbinden. Zuvor verbrachten die Berlinerinnen längere Zeit im Ausland. Welella studierte Kunst- und Kulturwissenschaften in Maastricht und Development Studies in London. Anna Business Administration inBerlin sowie Organisational Innovation and Entrepreneurship an der Copenhagen Business School.

Welella war während ihres Bachelor-Studiums für drei Monate in Äthiopien und lebte dann von 2012 bis 2015 in der Hauptstadt Addis Abeba. Dort arbeitete sie als Consultant für die Vereinten Nationen in der Entwicklungszusammenarbeit. Logisch, dass Anna ihre Freundin vor Ort besuchte und das Land noch weiter bereiste. Damals spielten sie erstmals mit dem Gedanken, ein innovatives Projekt zu starten, um die lokale Bevölkerung zu unterstützen.

Planung + Konzept erstellen

Nach Welellas Rückkehr nahm die Planung im Frühjahr 2015 konkrete Formen an. Welella und Anna erarbeiteten ein Konzept. Beide begeistern sich seit jeher für die Schals und traditionellen äthiopischen Decken (Gabis). Zwar hatten sie selbst noch keine Erfahrung als Entrepreneure, aber ein ehrgeiziges Ziel: Nicht nur die Lebensumstände einzelner Menschen in Äthiopien zu verbessern, sondern einen positiven Effekt auf die gesamte Gemeinschaft zu erzielen. Und das alles mit einem ganzheitlichen Konzept.

“Das Ziel war: Nicht nur die Lebensumstände einzelner Menschen in Äthiopien zu verbessern, sondern einen positiven Effekt auf die gesamte Gemeinschaft zu erzielen. Und das alles mit einem ganzheitlichen Konzept.”

Von einigen Plänen mussten sich Welella und Anna in der Planungsphase auch verabschieden. Etwa, an zwei Orten gleichzeitig zu agieren, in Äthiopien zu gründen und in Berlin den Vertrieb zu organisieren. Die Lösung: Nach intensiver Suche fanden sie zwei etablierte, zertifizierte und lokale Produzenten für die Zusammenarbeit: Sabahar ist Mitglied der World Fair Trade Organisation (WFTO), Connected In Hope gehört der Fair Trade Federation an.

Beide Partner erfüllen Welanas hohe Leitwerte, sprich angemessene Löhne, umfassende Sozialleistungen, fairer Handel, natürliche Materialien und ein Mehrwert für die örtliche Gemeinschaft. „Das war ein sehr spannender Prozess. Die Zusammenarbeit läuft wirklich klasse aufgrund der guten und ehrlichen Kommunikation. Wir können uns auf unsere Produzenten verlassen, was uns sehr wichtig ist“, erzählt Anna.

„Reuse & Recycle Programm“

Darüber hinaus haben Welella und Anna ihr eigenes „Reuse & Recycle Programm“ entwickelt: Kunden können Welana-Produkte einfach wieder zurückschicken, sollten sie beschädigt sein oder ihnen nicht mehr gefallen. „Wir setzen somit auf Wiederverwertung statt Abfall.“ Momentan ist Welana dazu auch in Gesprächen mit Upcycling-Partnern in Berlin.

“Kunden können Welana-Produkte einfach wieder zurückschicken, sollten sie beschädigt sein oder ihnen nicht mehr gefallen.”

Ein knappes halbes Jahr lang arbeiteten Welella und Anna insgesamt an ihren Plänen und der Umsetzung. Während Anna zusätzlich noch Vollzeit für eine Innovationsberatung tätig ist, konzentriert sich Welella ganz aufs Start-Up.

Eine intensive Zeit, geprägt von Mut, Ausdauer und viel Arbeit. Es gilt jede Menge in Erfahrung zu bringen, etwa komplizierte Einfuhrbestimmungen. Den finanziellen Hintergrund bilden Erspartes und Hilfe von der Familie. „Besonders von unseren Geschwistern und engsten Freunden bekommen wir viel Zuspruch. Die wichtige moralische Unterstützung, die einen auch in kritischeren Phasen darin bestärkt, weiterhin Vollgas zu geben“, so Welella.

Nicht nur Sorgen teilten die beiden Freundinnen beim Aufbau ihres besonderen Projekts, sondern auch etwas anderes: Spaß! Von der Auswahl der Produkte bis hin zur der Gestaltung der Website, bei der Schaffung von etwas ganz Eigenem. Die beiden ergänzen sich perfekt: Welella kümmert sich um das operative Geschäft. Anna steuert die betriebswirtschaftlichen und Social Media Aktivitäten. „Grundsätzliche Themen entscheiden wir immer nur in Absprache miteinander“, erzählt Welella. „Und natürlich werden alle Erfolge – ob klein oder groß – zusammen gefeiert.“

„Und natürlich werden bei uns alle Erfolge – ob klein oder groß – zusammen gefeiert.“

Die Erfahrung der beiden Gründerinnen: „Man muss einfach weiterhin das Ziel vor Augen behalten, auch wenn man an der ein oder anderen Stelle andere Wege gehen muss, als vorher geplant.“

Freundschaft + Berufliche Partnerschaft

Doch was ihre Freundschaft betrifft, so soll diese weiterhin an erster Stelle stehen, unabhängig von Welana. Manchmal sei es aber eine Herausforderung, Berufliches und Privates zu trennen. „Das Wichtige ist, dass man sich in seinen Kompetenzen ergänzt und kritikfähig ist und bleibt – wissend, dass die Kritik wohlwollend ist“, weiß Anna.

Für die Zukunft haben Welella und Anna noch viele Wünsche und Pläne. Gemeinsam mit Partnern sollen bald noch mehr Textilprodukte designt und produziert werden. Gerne möchten beide auch in äthiopische Projekte reinvestieren oder andere Social Entrepreneurship Projekte vor Ort unterstützen. Ein weiteres, wichtiges Anliegen: „Wir würden uns darüber freuen, wenn sich andere potentielle Gründerinnen durch unsere Geschichte inspiriert fühlen, eigene Projekte umzusetzen, die auch den Anspruch haben, ein bewussteres Wirtschaften voranzutreiben.“

„Wir würden uns darüber freuen, wenn sich andere potentielle Gründerinnen durch unsere Geschichte inspiriert fühlen, eigene Projekte umzusetzen, die auch den Anspruch haben, ein bewussteres Wirtschaften voranzutreiben.“

Viele Dank für das Interview, Anna und Wellela!

Mehr Infos und Shop unter:www.welana.com, Schals gibt es auch bei „Möon“ in der Schönleinstr. 10 in Berlin-Kreuzberg erwerben.

Fotos by Welana

Autorin

Tanja Fritzensmeier

Tanja Fritzensmeier liebt und lebt das Schreiben, das Reisen und die Vielfalt. Sie begeistert sich immer wieder aufs Neue für Menschen und ihre Geschichten. Dazu kommt noch eine große Leidenschaft für Kino und Fernsehen, Kunst und Kultur. Mit ihrem Faible für gute Geschichten und fürs Entdecken war der Berufswunsch Journalistin schnell klar. Sie studierte Geschichte, war nebenbei als rasende Reporterin für die Lokalzeitung unterwegs, machte diverse Praktika und schließlich ein Volontariat bei einem People-Magazin. Seit 2010 ist sie als Journalistin, Texterin und Autorin selbständig. Sie schreibt u.a. für People-, Frauen- und Lifestyle-Magazine, Lokalzeitungen sowie Agenturen.

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