PR für Startup-Gründerinnen: Tipps und Fallstricke

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Female Founders haben es generell vielleicht etwas schwerer in der Startup-Welt, mit einer Ausnahme: der PR. Im folgenden Text geht es darum, wie du das besondere Interesse an Startup-Frauen für deine PR-Arbeit maximal nutzen kannst. Und welche Fallstricke speziell auf dich als Gründerin (oder als PR-Managerin einer Gründerin) warten.

365-24-7: Nach Gründerinnen wird IMMER gesucht

Wie komme ich auf diese steile These? Ich arbeite als Pressesprecherin für den Bundesverband Deutsche Startups. Jeden Tag rufen mich viele Journalisten an. Ganz oft höre ich Sätze wie: “Kennen Sie nicht eine neue Gründerin, eine die noch nicht so bekannt ist?” Ein Berliner TV-Format bat mich neulich, eine Liste mit den 5 interessantesten Gründerinnen der Stadt unter 30 zu erstellen. Eine Zeitschrift und kurz danach ein Familienunternehmen fragten mich nach geeigneten Kandidatinnen für einen Gründerinnen-Preis.

Medien suchen, das weiß ich aus meinem Arbeitsalltag, IMMER nach Gründerinnen. Das ist der große Vorteil, den ihr gegenüber euren männlichen Konkurrenten habt. Gründerinnen genießen von vornherein das Interesse der Medien.

3 Gründe für Gründerinnen

# 1 One in a million

Journalisten lieben alles Seltene und Ungewöhnliche – und Gründerinnen sind (leider) noch immer selten. Nur 13 von 100 Startups werden von einer Frau gegründet (Deutscher Startup Monitor 2015).

# 2 Telling a story

Journalisten sind Geschichtenerzähler. Eine Grundregel des Storytellings lautet: für eine gute Geschichte braucht man 1) einen Helden und 2) einen Konflikt. Der Held muss etwas wollen, das zunächst schwer zu erreichen ist. Eine Gründerin ist aus Sicht des Storytellings immer eine interessantere Heldin, als ein Gründer – weil ihr Erfolg konfliktbeladener scheint. Viele Journalisten fragen junge Gründerinnen daher nach dem Schlüssel ihres Erfolges. Sie suchen die Antwort auf die Frage: wie hat sie es (trotzdem) geschafft?

# 3 Sisterhood role models

Viele – vor allem weibliche – Medienmacher möchten erfolgreiche Frauen in Männerdomänen sichtbar machen, um damit mehr Frauen zu ermutigen, den gleichen Weg zu gehen.

Journalisten suchen euch! Wenn ihr Gründerin seid oder PR für eine Gründerin macht, habt ihr einen Joker im Ärmel. Wie spielt ihr eure Karte am besten aus?

Mit diesen 6 Tipps nutzt ihr die zusätzliche Aufmerksamkeit!

#1 Networking

Begebt euch in die Frauennetzwerke eurer Stadt: hier tummeln sich nicht selten Journalisten und Blogger, und hier laufen Anfragen ein. Vielleicht gibt es in eurer Stadt einen Gründerinnen-Stammtisch, Treffen von Netzwerken wie den Geekettes, den Digital Media Women, den Venture Ladies oder ähnlichen.

Eine gute Idee ist es, sich mit den Organisatorinnen zu vernetzen. Die Organisatorin eines Frauennetzwerkes wird immer diejenige sein, die der Journalist kontaktiert, wenn er mal wieder auf der Suche nach einer Gründerin ist. Tummelt euch außerdem in den klassischen Netzwerken und Meetups, denn auch hier trifft man auf Medienvertreter. Hier habt ihr außerdem den Bonus, eventuell eine Frau unter vielen Männern zu sein und somit noch mehr aufzufallen.

#2 Multiplikatoren

Vernetzt euch mit Multiplikatoren. Viele Anfragen gehen bei Verbänden und offiziellen Organisationen ein (wie etwa dem Bundesverband Deutsche Startups oder dem BITKOM). Es lohnt sich, hier Mitglied zu werden, Kontakte zu den Mitarbeitern zu pflegen und die Veranstaltungen zu besuchen.

#3 Female Media

Connected euch mit frauenspezifischen Medien (Edition F, Saal Zwei, Plan W) Heutzutage gibt es einige (besonders Online-) Medien, die einen starken Fokus auf Gründerinnen haben und diese regelmäßig in Porträts vorstellen.

#4 Speak up

Bietet euch (oder die Gründerin für die ihr arbeitet) an für Konferenzen und Speakerpositionen – die meisten Organisatoren von Veranstaltungen suchen händeringend nach weiblichen Speakern, um sich später nicht dem Vorwurf ausgesetzt zu sehen, sie hätten mal wieder nur Männer auf die Bühne gebracht. Kennt ihr schon: http://allmalepanels.tumblr.com? Genau das ist der Albtraum jedes Konferenzveranstalters!

#5 Pretty hurts

Ihr könnt mit professionellen und guten Fotos auf eurer Webseite/im Web definitiv Euren eigenen PR-Erfolg erhöhen.

#6 Having an opinion about women

Eine gute PR-Vorbereitung für Gründerinnen besteht darin, sich eine Meinung zu bilden zum Thema Frauen in Startups/Frauen in der Wirtschaft/Frauen in der Welt. Sehr beliebt bei Journalisten ist es, ein Glaubensbekenntnis und/oder eine Einschätzung zu dieser “gesellschaftlich relevanten Frage” abzufragen. Also: think (or read) before you speak.

Diese 3 PR-Fallstricke kennen nur Frauen

#1 A woman not a founder

Eure männlichen Co-Gründer werden nach Unternehmenswachstum, Expansionsstrategie und Investoren gefragt – und euch fragt man, wie das so ist, als Frau im Startup. Kann passieren. Bei Gründerinnen besteht die Gefahr, dass der Journalist euch vor allem Fragen rund um euer Frausein und nicht über euer Business stellt. “Wie vereinbart ihr Beruf und Familie? Wie sexistisch ist die Startup-Szene? Wie kann man mehr Frauen dazu bewegen, zu gründen?” Bereitet euch auf diese Fragen vor!

#2 how personal do you want to get?

Überlegt euch VORHER, wie viel persönliches ihr erzählen wollt (Freund, Kinder, Sexleben). Denn die Fragen an Euch werden immer einen Tick persönlicher sein, als die Fragen, die man Männern stellt.

#3 talk business

Lasst euch nicht das Wort nehmen, REDET über euer BUSINESS. Benutzt dabei möglichst prägnante Zahlen und Vergleiche. Journalisten lieben markante Thesen und Zahlen! Als Gründerin müsst ihr euch doppelt anstrengen, um als Gründerin gesehen zu werden – und eben nicht “nur” als Frau. Versucht daher auch nicht nur auf Panels zum Thema “Diversity” zu sitzen, sondern euch verstärkt als Expertin zu einem fachbezogenen Thema zu äussern.

Artikelfoto: Jamie Brown

​Autorin

Anna Holz

Anna Holz ist Pressesprecherin beim Bundesverband Deutsche Startups und Mitorganisatorin des Berliner PR-Stammtischs.

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