Share Economy – Warum wir lieber teilen als besitzen!

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Egal ob Auto, Wohnung, Bücher oder Arbeitsplätze – heutzutage zählt weniger der Besitz, vielmehr wird geteilt. Diese sogenannte Share Economy hat in den letzten Jahren verstärkt an Bedeutung gewonnen. Warum wir heute lieber teilen als besitzen, das erklärt Jutta Rodriguez von text-treffer in diesem spannenden Artikel.

So entwickelte sich die Share Economy

Wir alle kennen ja die einfachste Form des Teilens aus dem täglichen Online-Alltag nur zu gut: Mal eben einen interessanten Artikel teilen und schon können viele weitere Nutzer vom angebotenen Wissen profitieren. Das Internet macht’s möglich.

Dabei bezieht sich der Grundgedanke der „Share Economy“ ursprünglich nicht unbedingt auf das aktive Verteilen von Wissen und Inhalten im Internet: Geprägt wurde der Begriff vor allem im Jahr 1984 von US-Ökonom Martin Weitzman durch dessen gleichnamiges Buch “The share economy: conquering stagflation”. Weitzman stellt hier im Kern heraus, dass sich der Wohlstand generell für alle erhöht, je mehr unter allen Marktteilnehmern geteilt wird.

Über 30 Jahre nach dem Erscheinen des Buches fällt auf, dass die Teil- und Tauschangebote stetig zunehmen und in den letzten Jahren auch immer kommerziellere Züge annehmen. Zudem sind viele unterschiedliche Sharing-Angebote aus unserem täglichen Leben gar nicht mehr wegzudenken: Da ist das Couch- und Wohnungssharing wie z. B. www.couchsurfing.de, Car- und Bikesharing wie das Berliner Start-up www.upperbike.com, Booksharing wie www.bookelo.com, da sind die Tausch- und Kleiderbörsen wie www.kleiderkreisel.de, Coworking Spaces und und und.

So thematisiert auch Jeremy Rifkin in seinem 2014 herausgegebenen Buch „Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft“ diese besondere Art der Ökonomie: „Das Wirtschaftsleben wird auf neue Weise organisiert. Menschen beginnen Informationen, Energie, materielle Güter selbst zu produzieren und miteinander zu teilen und dabei den traditionellen kapitalistischen Markt zu umgehen.”

In Deutschland steht die Forschung zur „Share Economy“ ebenfalls hoch auf der Agenda: Prof. Daniel Veit von der Universität Augsburg betreut ein interdisziplinäres Forschungsprojekt zur sogenannten „Sharing Economy” und die CeBIT machte „Shareconomy“ 2013 gar zu ihrem Leitthema. Damit wollte man bewusst die Bedeutung von Sharing, das sich heute zumeist über Internetplattformen organisiert, herausstellen.

Doch was macht den Gedanken des Teilens eigentlich so interessant, besonders für Solopreneure und kleine Unternehmen? Oder ist der Trend des Tauschens und Teilens bereits wieder auf dem absteigenden Ast? Um Antworten zu diesen Fragen zu finden, macht es Sinn, den Sharing-Gedanken aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.

Die 3 Gründe der Share Economy

1. Der ökonomische und unternehmerische Grund

Auch ich als freie Texterin setze tagtäglich auf das Teilen und Tauschen von Dienstleistungen und Wissen unter dem Aspekt des Sharing-Gedankens: Denn erst wenn ständig und in wechselnder Form Angebot und Nachfrage immer wieder neu zusammengebracht werden, können neue Projekte entstehen, Aufträge zustande kommen und viele verschiedene Freischaffende und Branchen voneinander profitieren. Dass die einen mehr und die anderen vielleicht weniger davon profitieren, liegt in der Natur des Menschen. Aber erst durch das aktive Weitergeben erhalten viele Menschen und Ideen doch die Chance, sich zu entfalten.

In ähnlicher Weise schildert es auch die britische Autorin und Unternehmensberaterin Rachel Botsman, die mit ihrem Buch „What’s mine is yours“ die Idee der „Collaborative Consumption“ (gemeinschaftlicher Konsum) 2013 als Schlagwort in die Welt gebracht hat. Sie propagiert ganz deutlich: Teilen und Tauschen statt Anhäufen und Besitzen und bringt dabei zumeist ihre ganz eigenen Erfahrungen aus dem Markenmanagement ein. Heute berät sie Collaborative Start-ups und versucht auf diversen Konferenzen und Vorträgen die Besucher davon zu überzeugen, dass das System des Teilens und Tauschens und nicht das Anhäufen von Dingen glückselig macht.

2. Der ökologische Grund

Dass für viele Vertreter des Sharing-Gedankens durchaus der ökologische Aspekt ganz vorne steht, ist gut nachvollziehbar. Denn das Teilen von Kleidung, Werkzeug oder Autos ist es ja ganz eindeutig ressourcenschonender als der Neukauf dieser Güter. Allerdings muss man auch immer in Betracht ziehen, welche zusätzlichen Verpackungs- oder Transportwege für die im Netz getauschte Kleidung etc. entstehen.

Auch wer ein Auto leiht anstatt zu kaufen, spart damit erst einmal deutlich Ressourcen ein. Kritiker regen jedoch an, dass dadurch auch Verdrängungs- oder Verschiebungseffekte stattfinden können: Denn dann gebe ich das Geld nicht in den Neuerwerb eines Autos, sondern durch die Ersparnis möglicherweise für eine Fernreise mit dem Flugzeug aus, wovon die Umwelt natürlich auch nicht profitiert.

Die Relevanz des ökonomischen Gedankens zeigt sich ebenso in dem vom Bundesministerium für Bildung und Wirtschaft seit Mai 2015 eigens eingerichteten Forschungsprojekt „ISHARE zur Wirkung der Sharing Economy in Deutschland“. Hier wird untersucht, welchen Beitrag Geschäftsmodelle der Sharing Economy zum nachhaltigen Wirtschaften in Deutschland leisten. Dieser Frage möchte man im Rahmen der Forschungsplattform unter Beteiligung von Organisationen der Sharing Economy nachgehen – durch eine systematische Analyse verschiedener Modelle. DasDas Führen eines Online-Business ist theoretisch fast von jedem Standort aus möglich, unabhängig von Büro oder Wohnort. dazu ist eigens für den 26. November 2015 in Berlin geplant.

3. Der gesellschaftliche Grund

Gerade in Zeiten der Digitalisierung und des Internets als Arbeitsplatz ist das Besitzen für viele Internetnutzer und Betreiber von Online-Unternehmen nicht mehr von so großer Relevanz. Stattdessen geht es vielen jungen Unternehmern darum, zu kollaborieren und sich auszutauschen. Auch die ideologischen Wertvorstellungen haben sich dem Lebensstil vieler Solo-Enterpreneure und Jungunternehmer angepasst: Das Führen eines Online-Business ist theoretisch fast von jedem Standort aus möglich, unabhängig von Büro oder Wohnort.

Gerade deshalb sind doch Coworking Spaces und Bürogemeinschaften so beliebt. Als „kreative Keimzellen“ bieten sie die Chance, sich am jeweiligen Standort auszutauschen, neue Kontakte zu knüpfen und über den Tellerrand der eigenen Unternehmung zu schauen. So kann man sein Netzwerk stetig erweitern und immer wieder neue Aspekte mit aufnehmen. Der kollaborative Gedanke steht hier also deutlich im Vordergrund und wird in Zukunft möglicherweise noch ansteigen. Denn immer mehr Start-ups und auch viele selbstständig arbeitende Freiberufler nutzen die Co-Working-Idee und sind zunehmend begeistert und überzeugt davon. Dass neben beruflichen Netzwerken so auch private Freundschaften und Beziehungen entstehen, ist natürlich ein angenehmer Nebeneffekt.

Die Zukunft der Share Economy

Und wie sieht die Zukunft der Share Economy aus? Ist es mehr als nur ein vorübergehender Trend?

Wie sich die Arbeitswelt und somit auch die Wirtschaft und der Sharing-Gedanke im 21. Jahrhundert entwickelt, ist schwer vorauszusagen. Ganz klar ist aber, dass durch die wachsende Digitalisierung und vor allem die digitale Vernetzung immer neue Geschäftsmodelle entstehen werden und können.

In ähnlicher Weise formuliert das auch Dr. Dr. Nils Ole Oermann, der als Direktor des Instituts für Ethik und Transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung an der Leuphana Universität Lüneburg eine Professur für Ethik mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit und nachhaltiges Wirtschaften inne hat. In seinem 2015 erschienenen Werk „Wirtschaftsethik: Vom freien Markt bis zur Share Economy“ spricht bei der „immer beliebter werdenden share economy“ von sogenannten „Prosumenten“, d. h. Produzenten, die gleichzeitig als “Konsumenten immer mehr Güter und Dienstleistungen selbst produzieren und digital zum Tausch anbieten“. Er zieht aber auch kritische Nachfragen in Betracht, z. B. die, wie die für die Share Economy funktionierenden Netzwerke und Online-Identitäten unser künftiges gesellschaftliches Zusammenleben verändern werden? Und wie es um all diejenigen steht, die zu diesen modernen Technologien und Entwicklungen keinen Zugang haben?

Fragen, die pauschal nur schwer zu beantworten sind. Doch als aktiver Nutzer des Internets und sozialer Netzwerke, gehört für mich das Teilen und Tauschen mittlerweile so zum Alltag dazu, dass ich es mir gar nicht mehr wegdenken kann und will. Trotzdem bleibt es meiner Meinung nach wichtig, dass man möglichst nur solche Ideen, Start-ups und Unternehmen unterstützt, bei denen ein fairer Wettbewerb und eine angemessene Lohnpolitik verfolgt werden. (Oermann verweist in seinem Buch z. B. auf den privaten Taxi-Vermittler UBER, bei dem Fahrer jenseits von Tariflöhnen und Arbeitsrecht Gäste durch Großstädte fahren.) Damit wir auch in Zukunft mit gutem Gewissen teilen können …

Autorin

Jutta Rodriguez

​Nach ihrem Studium der Geisteswissenschaften hat sich Jutta Rodriguez voll und ganz der Textarbeit verschrieben: Egal, ob in der kleinen, inhabergeführten PR & Werbeagentur oder im großen Telekommunikationsunternehmen. Ihre Leidenschaft war, ist und bleibt das Schreiben von Texten aller Art. Seit Juni 2014 veröffentlicht sie auch regelmäßig Texte zu den Themen Gründen, Texten und SEO unter ihrem Newsbereich auf www.text-treffer.de

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