Warum Netzwerken out ist. Und was wirklich zählt.

Gastautor*in

Netzwerken – alleine das Wort lässt bei vielen Frauen die Nackenhaare aufstehen und vermittelt ein mulmiges Gefühl. Anfang dieses Jahrtausends schwappte die Netzwerk-Welle zu uns rüber, auf einmal musste sich jeder systematisch vernetzen und wir wurden zu professionellen Networkern.

Jeder legte sich ein Online-Profil los, wir tigerten über die Events auf der Suche nach neuen Business-Karten und die Anzahl der Kontakte war der neue Coolness-Faktor. Es war fast so, als ob es wie beim Nintendo darum ging mit möglichst vielen Punkten das nächste Level zu erreichen.

Während meiner Tätigkeit als Netzwerk-Expertin für XING in den 2010ern habe gemerkt: das so gehypte Konzept des strategischen „netter worken“ ist für mich nicht mehr wirklich stimmig. Ich habe damals schon darauf hingewiesen, dass im sogenannten Netzwerken weniger oftmals mehr ist. Und mit dem Mythos der „Kontakt-Währung“ aufgeräumt. Denn:

Doch Beziehungen sind das, wonach die meisten Menschen am Ende des Tages wirklich suchen. Beziehungen stehen für wirkliche Verbindungen und da unterscheidet sich die Business-Welt nicht vom Privatleben. Denn auch im Business sind wir Menschen.

“Ein Kontakt ist noch keine Beziehung.”

by Christian Batagglia

Netzwerken als Leistungssport

Mir ist klargeworden, dass die propagierte Idee vom Netzwerken eine leistungsorientierte war. Der Begriff „Netzwerken“ ist mir immer schon aufgestoßen. Ich will nicht mühevoll werkend ein Netz erschaffen, in dem ich etwas fange oder darauf hoffe, dass am Ende was hängen bleibt.

Ich bin kein Jäger oder Fischer. Dieser Ansatz von pushen und einfangen hat für mich eine sehr maskuline Energie, die für mich nicht wirklich stimmig ist.

Ich erinnere mich an Veranstaltungen, auf denen man sich in 20 Minuten so vielen Leuten wie möglich vorstellen und Visitenkarten austauschen musste. Doch was hilft es mir am Ende einer Veranstaltung 30 neue Visitenkarten in der Hand zu haben, aber nicht mehr zu wissen, welches Gesicht zu welcher Karte gehört?

Deswegen habe ich mich vom Netzwerken verabschiedet.

Es ist Zeit für eine neue Art der Verbindung

Ich habe mich bewusst für ein Business mit Weiblichkeit, Ehrlichkeit und Liebe entschieden und zeige im CRAFT YOUR CALLING business bootcamp auch anderen Frauen, wie sie mit diesen Werten finanziell und persönlich erfolgreich sein können.

Diese Grundwerte bestimmen auch mein Leben abseits vom Laptop. Ich möchte meine Abende damit verbringen gemeinsam mit anderen einen Quilt zu weben, der uns alle verbindet und als wärmende Unterlage dienen kann anstatt permament auf der Jagd nach dem nächsten Level zu sein.

Traditionell dauerte das Knüpfen eines Quilts einen Tag oder sogar länger. Einen ganzen Tag, an dem Frauen zusammen kamen, sich austauschten und sich kennenlernten. Und verstehe mich nicht falsch: ich will definitiv nicht zurück zu den alten Rollenbildern. Aber: Ich will Momente schaffen, an die ich mich erinnere, Menschen treffen mit denen ich gemeinsame Erinnerungen kreiere und langfristige Perspektiven entwickeln anstatt den kurzen Erfolg vor Augen zu haben.

“Momente schaffen, an die ich mich erinnere.”

by Karl Fredrickson

Ich habe schon seit längerem keine Visitenkarten mehr. Mittlerweile führe ich fundierte Unterhaltungen anstatt Small Talk. Unterhaltungen, nach denen sich die Menschen an meinen Namen erinnern oder nach denen ich mich direkt per Facebook oder Instagram verbinde.

Dabei geht es nicht darum einen Punkt mehr auf der Beliebtheitsskala zu bekommen, sondern die Möglichkeit zu haben aus dem Kontakt eine Beziehung werden zu lassen und mehr über meinen Gesprächspartner zu erfahren.

Entkoppeln von Inhalt und Performance

Ein Tipp für das entspannte Auftreten auf Events ist das Entkoppeln von Inhalt und Performance. Ich bin im letzten Jahr bin ich auf 4 Konferenzen, über einem Dutzend Themenabenden und Meet-Ups gewesen.

Bei jeder Veranstaltung achte ich darauf, dass ich das Thema wirklich spannend finde und somit entkoppele ich die Wertigkeit des Abends von meiner „persönlichen Performance“. Es wird egal, ob ich einfach nur Input konsumiere oder zusätzlich Bekannte treffe und neue Menschen kennenlerne.

Oftmals treffe ich Menschen, die Events besuchen, weil man sich dort blicken lassen muss oder weil sie Angst haben, sonst etwas zu verpassen. Und Angst ist bekanntlich kein guter Berater.

Wenn du dir also eine Veranstaltung aussuchst, weil dich das Thema interessiert oder du dich inspirieren lassen willst, dann handelst du aus Selbstliebe. Und musst dir das „Fleißsternchen“ nicht erst noch verdienen, was in vielen Fälle dazu führt, dass du so entspannt bist, dass dich jemand ansprechen wird.

Zu zweit ist man weniger allein

Falls du dennoch den ersten Schritt machen willst, gibt es einen tollen Trick um dir den Einstieg in eine potentielle Unterhaltung zu erleichtern. Suche dir jemanden, der ebenfalls alleine ist und etwas hat, was dich anspricht – eine tolle Handtasche oder ein cooles Kleid. Geh einfach auf die Person zu und mach ihr ein Kompliment genau für dass, was dir an ihr gefällt.

Der Effekt: die angesprochende Person freut sich zum einen über das Kompliment und zum anderen darüber, dass sie nicht mehr alleine ist. Könnte es einen besseren Gesprächseinstieg geben? Denn: jede Frau, die alleine auf ein Event geht steckt in der gleichen Situation. Also brauchst du überhaupt keine Angst haben den ersten Schritt zu machen.

Dem Instinkt folgen

Instinkt bezeichnet Verhaltensweisen, die ohne reflektierte Kontrolle ablaufen, also unserer Netur innewohnen. Meine Erfahrung zeigt, dass ich mich auf meinen Instinkt verlassen kann.

“Sisterhood ist mein Instinkt.”

by Haley Phelps

Die Verbindung mit anderen Frauen ist für mich Teil meines Seins und ich liebe es mich mit anderen Frauen auszutauschen und zu verbinden. Ich glaube nicht daran, dass wir uns gegenseitig etwas wegnehmen, denn es ist genug für alle da. Ich gebe mit offenen Herzen und helfe anderen gerne dabei heller zu leuchten. Denn ich weiß, dass wenn ich eine Frau dabei unterstütze heller zu leuchten, wir alle etwas davon haben.

Ich wünsche dir viel Spaß dabei mit mehr Leichtigkeit tolle neue Menschen zu treffen, inspirierende Unterhaltungen zu führen und einfach deinem Instinkt zu folgen. Denn am Ende geht es nicht um die Anzahl der Business-Cards, sondern die Momente in denen du gemeinsam mit anderen gelacht hast oder ein Leuchten in den Augen hattest.

Eure Kaja

Article photo by Aki Tolentino

Autorin

Kaja Otto

Kaja Otto ist Fulfillness Coach, Business Alchemistin, Gründerin von CRAFT YOUR CALLING und unterstützt weltweit Frauen dabei ihr Leben und ihr Business neu auszurichten. Für Kaja ist Erfüllung der Schlüssel zu Freiheit und Wohlstand. Nachdem sie selbst jahrelang mit Perfektionismus, Arbeitssucht und emotionalem Essen gerungen hat, fand sie ihre persönliche Erfüllung. Heute hilft sie ihren Kundinnen durch Coaching, Online Kurse und Circles, ihre individuelle Erfüllung zu finden. Kaja glaubt nicht an “entweder – oder”, sondern an „mehr von…“ und lässt durch ihre ganz spezielle Mischung aus westlichem Wissen und östlicher Weisheit und ihren Mix aus tradtionellen Ritualen und innovativen Ansätzen Frauen erstrahlen. Denn es ist Zeit, dass Frauen sich wieder mit ihrer Brillanz verbinden und ihr Licht leben. Mehr erfährst du auf kajaotto.com

Total
0
Shares
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Previous Article

How to promote your business with Storytelling – „Everyone has a story to tell. Count on your personality.“

Next Article

Was es für mich bedeutet, den eigenen Weg zu gehen – Und wie du es auch schaffen kannst!

Related Posts