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Anita Freitag-Meyer | Geschäftsführerin der Hans Freitag Keksfabrik: „Man muss nicht in allen Punkten perfekt sein.“

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Die geschäftsführende Gesellschafterin Anita Freitag-Meyer führt die Verdener Keks- und Waffelfabrik Hans Freitag GmbH & Co.KG, einen Familienbetrieb, bereits in 3. Generation – und das überaus erfolgreich. Wie das so ist, ein Unternehmen vom Vater zu übernehmen und in seine Aufgaben hineinzuwachsen, das hat mich brennend interessiert. Daher habe ich Anita dies und noch viel mehr im Fempreneur Interview gefragt. Anita erzählt über ihre Anfänge, ihren Führungsstil im Unternehmen sowie ihr Herzensthema der Selbstbestimmung von jungen Frauen. Was sie ihrem 27-jährigen Ich aus ihrer heutigen Perspektive raten würde und welche Tipps sie für selbstständige Frauen hat, das verrät Anita hier!

Anita, du bist geschäftsführende Gesellschafterin eures Familienunternehmens in der 3. Generation. Erzähl doch zunächst ein wenig über die Geschichte der Verdener Keks- und Waffelfabrik Hans Freitag!

Meine Großeltern legten 1946 den Grundstein für unsere spätere Keksfabrik. Sie sind zwar direkt nach dem Krieg zunächst mit einer klassischen Konditorei und Bäckerei angefangen, aber mein Opa wollte Fabrikant werden und so ging er schon nach kurzer Zeit auf die grüne Wiese und investierte in die ersten industriellen Anlagen.

Auslieferung der ersten Produkte der Verdener Keks- und Waffelfabrik Hans Freitag

Dann ging es relativ schnell bergauf, denn in Deutschland herrschte großer Nachholbedarf und die Wirtschaft nahm Schwung auf. Auch meine Großeltern konnten davon profitieren und der Betrieb wuchs schnell.

Leider ist mein Opa nur 40 Jahre alt geworden und so hat mein Vater schon als Teenager die Entscheidung getroffen, seine Mutter zu unterstützen und die Firma auch ohne den Patriarchen weiterzuführen. Die beiden waren ein gutes Gespann und haben das Unternehmen auch in den dann folgenden Jahren gut entwickelt.

Die erste Konditorei der Verdener Keks- und Waffelfabrik Hans Freitag

Den größten Schub hinsichtlich Wachstum haben wir später zweifelsohne mit der Wiedervereinigung Anfang der 1990er Jahre bekommen, denn beinahe über Nacht stieg der Bedarf sprunghaft an und wir hatten zum Glück kurz vorher groß investiert und konnten so den geforderten Mehrbedarf zügig bedienen.

Wurdest du bereits frühzeitig an die Aufgabe herangeführt, das Unternehmen zu übernehmen? In welchem Alter hast du dann deine neue verantwortungsvolle Aufgabe übernommen?

Herangeführt würde ich es nicht nennen. Wir haben immer alle mit und in der Keksfabrik gelebt – sie war und ist ein Teil der Familie, die quasi immer mit am Tisch sitzt.

"Ich sollte als Unternehmerin denken und entscheiden lernen."

Ich bin nach dem Abitur dann als Industriekauffrau im Betrieb angefangen und habe alles von Grund auf gelernt. Zur Geschäftsführerin hat mein Vater mich direkt nach der Lehre gemacht und sukzessive auch meine Unternehmensanteile entwickelt. Ich sollte nicht einen Job machen, sondern Unternehmerin werden und als solche denken und entscheiden lernen.

Was war damals die größte Herausforderung für dich ein Familienunternehmen zu übernehmen und wie hast du diese gemeistert?

Bei mir war alles von Anfang an ein fließender Prozess. Vom Lehrling zur Hauptgesellschafterin – auf diesem über 20 Jahre dauernden Weg gab es natürlich jede Menge Herausforderungen, aber ich habe damit nie gehadert oder mir allzu sehr den Kopf zerbrochen. Man wächst ja mit seinen Aufgaben und Erfahrungen.

Mein Motto ist stets: Es gibt immer eine Lösung, es geht immer weiter und morgen ist ein neuer Tag. Und ich nehme Dinge selten persönlich, das hilft, um sich in harten Verhandlungen nicht in die Ecke drängeln zu lassen. Vielleicht hat mir auch meine grundsätzlich optimistische und positive Einstellung anderen Menschen und vor allem auch mir selbst gegenüber geholfen.

Aktuelle Produkte der Keks- und Waffelfabrik Hans Freitag: Die Likies (links) & der kleine Prinz (rechts)

Für wie viele Mitarbeiter bist du nun verantwortlich? Wie würdest du deinen Führungsstil beschreiben?

Aktuell beschäftige ich gut 350 Mitarbeiter. Ich glaube, dass ich wertschätzend, offen, herzlich, aber auch hierarchisch führe.

Ich bin kein Gruppentyp, ich sage gern wo es lang geht, bin dabei aber nicht despotisch. Ich kann mich auch gut auf andere verlassen.

Vertrauen ist für mich ein extrem hoher Wert.

"Die Leute, die hier sind, sind für mich wie eine zweite Familie."

Wie waren selbst deine Erfahrungen bislang als Unternehmerinnen und Chefin? Hattest du das Gefühl es schwerer gehabt zu haben?

Du meinst als Frau? Darüber habe ich mir immer nur dann Gedanken gemacht, wenn ich es so explizit gefragt wurde.

Ich bin hier die Chefin und so ist das eben. Eine Alternative gibt es nicht und ich denke, dass ist auch für meine Leute ok so. Ich gebe nicht nur Wertschätzung, ich bekomme auch sehr viel davon innerhalb des Unternehmens zurück und das macht mich stark und gibt mir große Rückendeckung.

Ich musste ja nie gegen gläserne Decken oder verkrustete Männerstrukturen ankämpfen, die Frauen aus Führungspositionen raushalten wollten. Der Mann, der vor mir das Sagen hatte, war ja mein Vater und er hat sich nichts lieber gewünscht, als dass die Nachfolge bei uns klappt.

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Du engagierst dich als Präsidentin des Zonta Club Verden auch ehrenamtlich für Frauen in Führung und Frauen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Erzähl ein wenig über dein Engagement und warum dir dies so wichtig ist.

Ach, das war schon immer ein Herzensthema für mich! Ich möchte einfach, dass sich besonders junge Frauen alles zutrauen und ihren Weg unabhängig von einem Mann selbstbestimmt gehen.

Versteh‘ mich nicht falsch, das soll nicht heißen „ohne Mann“ – ich selbst bin 20 Jahre glücklich verheiratet und wir haben zwei erwachsene Kinder. Ich möchte aber, dass Frauen etwas aus ihrer guten Ausbildung machen, dass sie nicht in Teilzeit und Minijob verharren und sich so in eine gefährliche Position begeben.

Bei Zonta bin ich jetzt schon 11 Jahre und aktuell bin ich die Präsidentin unseres Verdener Clubs. Auch im Club und in der Öffentlichkeit Themen in diese Richtung anzuschieben ist mir wichtig und die Ziele von Zonta International, nämlich die Förderung und Unterstützung von Frauen und Mädchen, sind auch meine Ziele.

Keksverkauf auf dem Weihnachtsmarkt für die gute Sache: Der komplette Erlös der Aktion geht an die Kirchengemeinde St. Josef in Verden, die jüngst ein Sprachcafé, speziell für Flüchtlingsfrauen ins Leben gerufen hat. Quelle: Zonta Verden

Thema Work-Life-Balance. Als Mutter von 2 Kindern, die zwar mittlerweile auch erwachsen sind, und Unternehmerin, stellt sich auch immer die Frage, wie man das alles unter einen Hut bekommt. Wie war da deine Erfahrung? Und welche Tipps hast du für andere "Mompreneurs"?

Mit der „Weisheit“, die ich heute mit Mitte 40 habe, würde ich der 27-jährigen Anita von damals gern sagen, dass sie nicht in allen Punkten perfekt sein muss. Ich wollte als junge Frau alles richtig machen und konnte nie Fünfe gerade sein lassen.

"Man muss nicht in allen Punkten perfekt sein."

@KeksFreitag

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Wir kennen das: tipptopp als Mutter, Ehefrau, Unternehmerin, Gastgeberin, Freundin, Tochter, Schwiegertochter, dabei vielseitig interessiert, immer gut aussehend und bestens gelaunt. Bullshit. Ganz vieles kann man delegieren und abgeben und das tut den Kindern gar nichts.

Mit der Zeit habe ich außerdem ein gutes Gefühl für mich selbst entwickelt, auch was mein körperliches Wohlbefinden angeht. Ich probiere immer wieder neue Sportarten und Ernährungsformen aus und gönne mir bewusst Auszeiten von ein paar Tagen nur mit mir allein.

Früher hätte ich vor Einsamkeit heulen können, heute empfinde ich es als Hochgenuss, mich mal aus Familie und Keksfabrik auszuklinken.

Welche Tipps hast du abschließend noch für die Fempreneur Leser, falls diese sich auch selbstständig machen wollen? Was braucht es dafür und worauf sollte man achten?

Ich konnte in meiner Karriere ja auf bestehende und funktionierende Strukturen aufbauen, kenne also den klassischen Gründerinnen-Blickwinkel nicht aus eigener Erfahrung.

Was es aber für eine gelungene Selbstständigkeit braucht, ist vielleicht folgendes:

Vertrauen

Selbstliebe

gutes Know-how aber auch den Mut zur Lücke

körperliche Kraft und starke Nerven

Humor und Charme

den Willen etwas Gutes zu leisten

und ja, ausreichend Geld (um auch mal einen Flop auszuhalten oder eine Durststrecke durchzustehen)!


Website: www.hans-freitag.de/start/

Keksblog: www.keksblog.com

Facebook: www.facebook.com/KeksFreitag

Instagram: www.instagram.com/hansfreitag

Fotos & Bilder: Anita Freitag-Meyer/ Hans Freitag GmbH & Co. KG

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4 Comments

  1. Hallo , ich vernasche mich auch gerne an ihre Waffeln. Ich liebe ihre waffeln und sind die besten .
    Ich schwöre auch auf ihre Produkte,sie machen das gut und weiterhin viele süße waffeln sind einfach lecker.Ich wünsche ihnen noch viele jahre sie als cheffin in ihrem unternehmens und viele waffeln ich mag sie und stehe auf ihren Namen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Theo Leidig

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