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Interview mit Eva Nöll | Head of Human Resources bei Mister Spex: “Das Bedürfnis nach Flexibilität, Freiheit und Selbstbestimmung wächst.”

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Eva Nöll ist Head of Human Resources bei Mister Spex und als Expertin zum Thema "New Work" hat sie mit mir über die Arbeitswelt der Zukunft gesprochen und worauf sich Arbeitnehmer, aber auch Arbeitgeber einstellen müssen. Am 9. Juni spricht Eva Nöll zudem zusammen mit Ellen Kuder von Microsoft Germany auf dem Fempreneur Summit im Panel über die Veränderungen in unserem Arbeitsumfeld.

Eva, du leitest die HR bei Mister Spex. Du bekommst also selbst mit, dass auch eure Mitarbeiter sicherlich Erwartungen an euch als Unternehmen haben. Was erwarten Bewerber heutzutage von ihrem Arbeitgeber und wie möchten diese ihre Arbeitsumfeld gestaltet haben?

Wir sehen vielfältige Entwicklungen. Zum einen wächst das Bedürfnis nach Flexibilität bei der Gestaltung der eigenen Arbeit gepaart mit einem ausgeprägten Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung. Zum anderen gibt es viele Mitarbeiter, denen nach wie vor die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes und das angenehme, respektvolle Arbeitsumfeld extrem wichtig sind.

Als Wachstumsunternehmen ist es für uns daher immens wichtig Prozesse und Strukturen auszuweiten und zu professionalisieren, um diesen vielfältigen Bedürfnissen gleichermaßen gerecht werden zu können. Transparenz und eine offene Kommunikationskultur sind für viele Bewerber ein überzeugender Grund, Teil von Mister Spex zu werden.

Auf welche Veränderungen im Arbeitsumfeld müssen sich Arbeitgeber generell einstellen? Wie beeinflusst die Digitalisierung unsere Arbeitswelt?

Als Multi-Channel Player mit Kernkompetenz im Online-Business leben wir Digitalisierung von der ersten Stunde an. Datengetriebenes, agiles und kundenorientiertes Arbeiten ist Teil unserer Company-DNA. Vernetztes, digitales Arbeiten gehört schon lange zu unserem Arbeitsalltag – von Cloud-Lösungen bis zu mobilen Arbeitsplätzen.

Zusätzlich sehen wir auch externe Effekte – Arbeitgeber werden in digitalen Netzwerken diskutiert und bewertet. Das kann eine große Chance sein, sich als Unternehmermarke nachhaltig zu positionieren.

Worin siehst du die Chancen, aber auch Risiken, für Arbeitnehmer und -geber in diesem Wandel der Arbeitswelt?

Ich bin überzeugt, dass die Digitalisierung viele Prozesse vereinfacht und vor allem beschleunigt. Wir arbeiten flexibler, lösen uns von starren Glaubenssätzen und Doktrinen. Trotzdem bin ich überzeugt, dass Präsenz vor Ort und der persönliche Austausch essentiell bleiben werden, wenn wir uns nicht gänzlich von dem Gedanken lösen wollen als ein Team zusammen zu arbeiten.

Persönliche Meetings und Abstimmungen face to face sollte es auch weiterhin geben, auch wenn sich das Verhältnis von Präsenz vor Ort und flexiblen Arbeitsplätzen verschieben wird.

Bessere Vereinbarkeit von Kind und Familie ist besonders bei Frauen ein wichtiger Anspruch an den Arbeitgeber. Was sollten Unternehmen hier ändern, um auch für Mütter, die gerne auch erfolgreich weiter arbeiten möchten, attraktiv zu sein?

Hinter der Vereinbarkeit von Beruf und Familie steckt meiner Meinung nach vor allem eine klare Haltung – und zwar sowohl auf Seiten der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer. Ich bin selbst nach der Elternzeit in meine Führungsposition zurückgekehrt – in Teilzeit, aber mit voller Verantwortung.

Ich habe mein Team so aufgestellt, dass die unterschiedlichen Arbeitsmodelle sich gut ergänzen, kann nach eigenem Ermessen auch aus dem Home Office arbeiten oder die Kinderbetreuung bei Mister Spex in Anspruch nehmen. Diese Grundvoraussetzungen haben meinen Wiedereinstieg natürlich erleichtert.

Gleichzeitig bin ich aber der Meinung, dass Frauen mit dem Wunsch, Familie und Beruf zu vereinbaren auch selbst eine gewisse Flexibilität mitbringen sollten. Ein gewisser organisatorischer Aufwand ist hier sicherlich immer erforderlich, ermöglicht aber auch eigene Ziele und Wünsche zu verwirklichen. Sowohl beruflich als auch privat.

Auch wenn es Teilzeit und in großen Unternehmen auch Betriebskindergärten gibt, aber ein großes Problem ist ja auch, dass man automatisch in Teilzeit kaum noch Karrierechancen hat oder wenn man sich mal um das kranke Kind kümmern muss. Wo siehst du Ansätze, um Frauen weiterhin faire Karrierechancen zu bieten, auch wenn Sie zeitweise durch Muttersein andere Prioritäten haben?

Ich kann nicht pauschal zustimmen, dass Muttersein bzw. Teilzeitarbeit und Karriere sich automatisch ausschließt. Es gibt Eltern – wie gesagt, da schließe ich mich selbst mit ein – die stellen sich diese Frage nach „entweder…oder“ gar nicht erst, sondern machen einfach. Und es funktioniert.

Sicherlich gibt es viele Arbeitgeber für die Teilzeit oder Elternschaft ein Karrierehemmnis darstellen, aber es gibt auch viele innovative und flexible Unternehmen die dies gänzlich anders handhaben. Wir als Mister Spex sind da nur ein Beispiel von vielen.

Bei uns gibt es unter anderem auch Kolleginnen und Kollegen in Teilzeit, die keine Kinder haben, sondern aus anderen Gründen ihre Arbeitszeit reduzieren wollen. Bewusst. Und die ebenfalls nicht auf die Karriere verzichten dafür. Die formalen Möglichkeiten, die Karriere wieder aufzunehmen haben wir meiner Ansicht nach öfter als wir denken.

Die Erwartungen sind nicht nur an Arbeitgeber hoch, auch Arbeitnehmer müssen sich auf Veränderungen einstellen. Gerade Technologisierung, künstliche Intelligenz, lernende Systeme und Maschinen werden der menschlichen Arbeit Konkurrenz machen.

Auf welche Veränderungen müssen sich Arbeitnehmer vor diesem Hintergrund in der Arbeitswelt der Zukunft einstellen? Und wie werden sich die Erwartungen von Unternehmen dahingehend an ihre Mitarbeiter ändern?

Arbeitnehmer wünschen sich mehr Freiraum und Flexibilität – das erwarten Arbeitgeber gleichermaßen von ihren Mitarbeitern. Agilität bedeutet sich schnell auf sich verändernde Situation einzustellen, aktiv zu steuern und zu optimieren. Wir erwarten von unseren Mitarbeitern vor allem, dass sie Verantwortung für ihre Arbeit übernehmen.

Das Arbeitsverhältnis ist immer auch ein Vertrauensverhältnis - wir bei Mister Spex pflegen deshalb eine von Eigeninitiative bestimmte Arbeitsweise mit flachen Hierarchien. Das bedeutet aber auch, dass Mitarbeiter das wirklich wollen müssen, denn in diesem Konzept steckt eben auch eine große Portion Selbstverpflichtung.

Wie sieht, deiner Meinung nach, die Arbeitswelt in 20 Jahren aus? Wie werden wir arbeiten?

Die Digitalisierung wird weiter voran schreiten und klassische Strukturen der Arbeitswelt werden zunehmend aufgebrochen. Wird alles anders sein? Sicher nicht. Wird alles besser sein? Vielleicht auch nicht in jedem Punkt. Aber ich denke, das Arbeiten wird individueller an die einzelnen Bedürfnisse anpassbar sein. Und das ist sicher eine gute Entwicklung.

Danke für das Interview!

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1 Comments

  1. “Das Bedürfnis nach Flexibilität, Freiheit und Selbstbestimmung wächst.“ Das ist das Resultat des ständigen Leistungsdrucks und leistungsorientieren Erziehung. Spätestens nach dem Urlaub fragt sich doch jeder zweite,
    warum die Menschen im Urlaubsland meistens alle besser drauf sind, weniger haben und es zwar Stress aber kein Druck gibt. Man stellt sich die Frage „was macht mich denn glücklich“ und „wie will ich mein Leben verbringen“.
    Das sich das auf die Anforderungen an die Angestelltenwelt überträgt war absehbar und wird sich meines Erachtens auch noch deutlich stärker bemerkbar mache.

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