Jennifer Browarczyk | Gründerin von Foreverly: „Gründen ist zwar ein Risiko – Aber es lohnt sich auf jeden Fall!“ (Teil 2)
Anfang 2015 launchte Jennifer Browarczyk mit ihrem Startup Foreverly einen Online-Marktplatz für Hochzeitsdienstleister. Wer heiraten will, findet dort alle Dienstleister in seiner Nähe - vom Brautmodengeschäft, über den Fotografen bis hin zum Kuchenbäcker.
Im 1. Teil des Interviews hat Jennifer bereits über ihre Ideenfindung und ihren Weg zur Gründung gesprochen. In diesem 2. Teil teilt die Foreverly Gründerin nun Tipps zu den Themen Gründung, Investoren und wie man die passenden Teammitglieder findet.
Jennifer, du hast Foreverly alleine gegründet. Was sind dabei die Herausforderungen?
Gerade beim Gründen wird einem häufig geraten, das nicht alleine zu tun, sondern sich einen Co-Founder zu suchen. Ein wichtiger Aspekt dabei ist eben auch, dass man sich zu zweit die ganze Last bei der Unternehmensgründung teilen kann.
Beim Gründen zu zweit kann man zudem auch seine unterschiedlichen Stärken einbringen. Die Sachen, die ich nicht gut kann, kann wiederum der Co-Founder - und umgekehrt. Es ist eben auch ein bisschen wie in einer Ehe. Man muss sich sehr gut verstehen mit dieser Person.
"Mit seinem Co-Founder muss man sich sehr gut verstehen.
Das ist wie in der Ehe."
Diese Person habe ich bislang leider noch nicht gefunden, ich suche aber definitiv noch einen Co-Founder. Aber da muss es dann auch *Peng* machen. (lacht)
In meinem Fall, war das Solo-Gründen aber auch okay, weil ich gute Mentoren hatte, bei denen ich auch mal all meinen Emotionen freien Lauf lassen konnte.
Und es kann eben auch Vorteile haben. Man kann vor allem schneller Entscheidungen treffen und muss sich vorher nicht mit dem Co-Founder abstimmen.
"Als Sologründer kann man schneller Entscheidungen treffen."
Aber auch bei der Suche nach Investoren kann es ein Vorteil sein, kein ganzes Gründerteam von bspw. 4 Personen zu haben. Denn da erwartet ja auch jeder ein gewisses Gründergehalt. Und von der Kostenseite her kommt es Investoren dann also günstiger, wenn es nur einen Gründer gibt.
Thema Investoren - Foreverly ist ja auch investorenfinanziert. Was gibt es bei der Suche nach Investoren zu beachten und was sind deine Tipps für andere Gründer/innen?
Wir haben zwar eine Seedfinanzierung, aber an sich sind wir gebootstrapped.
Idealerweise findet man einen Investor, der bereits in ähnliche Geschäftsmodelle investiert hat. Wenn man also, wie bei Foreverly, einen Marktplatz aufbauen möchte, ist es sinnvoll, einen Investor zu finden, der dieses Konzept versteht und dadurch auch versteht, wie man damit Geld verdienen kann.
Gerade in der Anfangsphase eines Startups ist man ja erst einmal auf ein einfaches Businessmodell fokussiert. Aber natürlich stehen dahinter weitere Pläne, wie weitere Schritte aussehen könnten. Ein Investor, der Marktplätze nicht versteht, erkennt dann aber eben nicht das Potenzial dahinter - die größere Vision.
"Investoren sollten bereits in ähnliche Geschäftsmodelle investiert haben.
Und die größere Vision verstehen."
Und ich glaube man ist als Gründer auch viel glücklicher, wenn man einen Investor hat, der bereits in ähnliche Geschäftsmodelle investiert hat und dadurch bereits wertvolle Erfahrung mitbringt. So kann man sich professionelles Feedback einholen und verliert nicht wertvolle Zeit durch Ausprobieren, was funktioniert und was nicht. Und das ist Gold wert.
Mein Tipp für andere Gründer/innen: Auf der Suche nach Investoren ist es meist einfacher, wenn man von jemanden empfohlen wird. Also am besten direkt im eigenen Netzwerk nachfragen, wer Investoren kennt und ein Intro machen kann!
Außerdem gibt es noch ein gutes Google Doc, wo alle Ventures und Angels in Europa aufgelistet sind. Zwar ohne Kontaktdaten, aber man kann die Personen ja bspw. bei LinkedIn ausfindig machen und kontaktieren.
Wie wichtig findest du diesen Investoren-Fit?
Ich würde sagen, dass man da ein wenig auf sein Bauchgefühl hören und auch Due Dilligence machen sollte. Das heißt, wenn man einen interessierten Investor hat, sollte man bspw. bei FB oder LinkedIn schauen, ob bereits "gemeinsame Freunde" vorhanden sind und dann bei diesen einmal nachfragen, welche Erfahrung sie gemacht haben.
Man sollte schon versuchen herauszufinden, was für ein Mensch der Investor ist und ob Gründer und Investor gut zusammenpassen.
Aber ich habe als Gründerin auch die Verantwortung, dass mein "Baby" weiterlebt und es weiter vorangeht. Daher würde ich den Investor-Fit nicht zwangsläufig über die Investoren-Finanzierung stellen.
Wie monetarisiert sich Foreverly denn bislang?
Momentan haben wir ein einfaches Geschäftsmodell - das Subscription-Modell. Das bedeutet, dass man als Dienstleister eine jährlichen Beitrag zahlt, um auf der Plattform gelistet zu sein. Wir haben hier drei Preispakete.
Für die Nutzer, also die Braut bzw. das Hochzeitspaar, ist der Dienst hingegen komplett kostenfrei.
Zudem haben wir gerade eine Foreverly-App gelaunched, auf der die Dienstleister selbstverständlich auch im Marktplatz gelistet sind.

Screenshot Foreverly App, Quelle: iTunes
Für die Nutzer hält die App noch viele nützliche Features bereit: Es gibt einen Hochzeitscountdown, einen Budget-Planer, To-Do-Listen für die Braut, eine Gästeliste und vieles mehr. Die Hochzeitspaare können sich zudem die Profile und Bewertungen der Dienstleister ansehen.
Wir sind die ersten im deutschsprachigem Raum, die eine solche App veröffentlichen. Und wir haben eben auch gesehen, dass die Nachfrage groß ist.
Wenn das Startup wächst steigt auch meist der Bedarf an gutem Personal. Auch Foreverly sucht gerade noch nach neuen Teammitgliedern. Wie gehst du vor, um passende Teammitglieder zu finden?
Das ist immer eine schwierige Sache, denn der Lebenslauf alleine muss nichts aussagen.
Ich finde es wichtig, auch die Person kennenzulernen. Daher ist für mich meist das Bewerbungsgespräch wichtiger als der Lebenslauf. Ich denke, es gibt viele Leute, denen man eine Chance geben sollte, auch wenn sie bspw. nicht klassisch BWL studiert haben.
"Bewerbungsgespräch und Probetag sind mir wichtiger als der Lebenslauf."
Für mich ist es wichtiger, dass die Bewerber neugierig sind und gerne neue Sachen ausprobieren. Denn als Startup gibt es noch keine klassisch festen Strukturen und die Bewerber sollten das verstehen und dafür die notwendige Flexibilität mitbringen.

Jennifer Browarczyk (links) mit ihrem Foreverly-Team (Foto: willstdumitmirgehen.berlin)
Darüber hinaus ist es bei Foreverly auch immer ganz wichtig, einen Probetag bei uns zu verbringen, damit sowohl wir den Bewerber, als auch der Bewerber uns besser kennenlernen kann. Ich finde, dass es eine beiderseitige Win-Win-Situation geben sollte. Das sollte auch bei anderen Arbeitgebern mehr im Fokus stehen.
Was sind abschließend deine persönlichen Tipps für andere angehende Fempreneure?
Ich würde auf jeden Fall sagen. Traut euch einfach was zu machen!
Es gibt immer noch viel, viel zu wenige weibliche Gründerinnen. Und ich kenne so viele intelligente Frauen, die viel mehr drauf haben als die meisten Männer, die ich kenne und die gründen.
Aber ich verstehe auch, dass es ein großes Risiko ist zu Gründen. Aber es lohnt sich auf jeden Fall!
Es ist zwar ein Risiko zu Gründen - aber es lohnt sich auf jeden Fall!
Jennifer Browarczyk
Ansonsten nutzt eure Netzwerke, geht zu Veranstaltungen und pflegt eure LinkedIn- Profile. Es hilft wirklich viel, ein gutes Netzwerk zu haben, wenn man gründet.
Und klar muss man dabei auch aus seiner Komfortzone herausgehen. Und manchmal hat man auch keine Lust zum 100sten Event zu gehen. Aber man muss das tun. Es gehört einfach dazu.
Sprecht zudem mit anderen Gründern, Investoren und der Presse. Als Gründer/in ist es auch euer Job, eure Idee und euer Business zu vermarkten.
"Als Gründer/in muss man seine Idee und sein Business vermarkten!"
Ihr kommt viel schneller weiter, wenn ihr das alles macht. Und habt keine Angst davor! Die Leute beißen nicht (lacht). Im Gegenteil, von einer guten Idee möchten andere auch gerne hören.
Vielen Dank für das Interview, Jennifer!
Bilder: Copyright by willstdumitmirgehen.berlin
Bereits den 1. Teil des Interviews mit Jennifer Browarczyk gelesen?
Im Fempreneur-Interview (Teil 1) habe ich mit der Gründerin Jennifer Browarczyk über ihren Weg hin zur Gründung, ihre Ideenfindung sowie ihre Startup-Erfahrungen gesprochen. Wie man trotz schmalen Startup-Budgets sogar einen Marktplatz erschaffen kann, berichtet Jennifer hier!