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Jennifer Browarczyk | Gründerin von Foreverly: „Es ist wichtig sich aus seiner Komfortzone zu bewegen.“ (Teil 1)

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Anfang 2015 launchte Jennifer Browarczyk mit ihrem Startup Foreverly einen Online-Marktplatz für Hochzeitsdienstleister. Wer heiraten will, findet dort alle Dienstleister in seiner Nähe - vom Brautmodengeschäft, über den Fotografen bis hin zum Kuchenbäcker. Seit kurzem gibt es jetzt auch die dazu passende App von Foreverly mit der Budget, To-Dos sowie Gästeliste ganz einfach gemanaged werden können. Auch auf den Online-Marktplatz hat man einen schnellen Zugriff.

Im Fempreneur-Interview (Teil 1) habe ich mit der Gründerin Jennifer Browarczyk über ihren Weg hin zur Gründung, ihre Ideenfindung sowie ihre Startup-Erfahrungen gesprochen. Wie man trotz schmalen Startup-Budgets sogar einen Marktplatz erschaffen kann, berichtet Jennifer und zeigt damit, dass man für alles eine Lösung finden kann, wenn man will.

Jeder Gründer hat seine individuelle Gründergeschichte und wie sein bisheriger Weg hin zur Gründung aussah. Jennifer, was hast du vor deiner Gründung von Foreverly gemacht?

Ich habe Lateinamerikanistik und Nordamerikanistik, also Geisteswissenschaften studiert.

Nach dem Studium habe ich 5 Jahre bei den Berliner Festspielen gearbeitet und dort als Projektmanagerin das internationale Literaturfestival Berlin mit organisiert.

Dann hat sich für mich eine spannende Möglichkeit beim Goethe Institut ergeben, als dieses 2008 eine Initiative für junge Modedesigner ("Create Europe") gestartet hat. Ich habe das Projekt dann etwa 3 Jahre geleitet und mit Top-Modehochschulen in Europa zusammengearbeitet.

Danach habe ich eine Modeagentur mitgegründet, durch welche ich Modedesignern in Workshops geholfen habe, Businessmodelle zu erstellen und andere Wirtschaftsprozesse wie Marketing zu verstehen.

"Ich habe eine Modeagentur mitgegründet, um jungen Designern bei ihren Wirtschaftprozessen zu helfen!"

Denn viele Künstler haben zwar super Ideen, aber wenig Erfahrung in Bezug auf die Frage, wie man ein Business aufbaut. Da habe ich bspw. auch intensiv mit der Esmod, einer internationalen Modehochschule in Berlin, zusammengearbeitet und den ersten englischen "Fashion Design"- Bachelorstudiengang mit aufgebaut.

Nach 7 Jahren habe ich mich dann aus der Modebranche verabschiedet und bin nach Kapstadt gegangen…

Jennifer Browarczyk (2. von links) mit ihrem Foreverly-Team (Foto: willstdumitmirgehen.berlin)



Was hast du in Kapstadt gemacht?

Bevor ich gegründet habe, war ich ein Jahr in Kapstadt, wo ich für ein Accelerator Programm gearbeitet habe. Ich war dort für die Projektleitung zuständig und habe für die Startups die Bewerbungen und Investorenvorbereitungen organisiert sowie Teams aufgestellt.

Es waren etwa 10 kleinere Teams. Wir haben für das Seedfunding KPIs aufbereitet und bei der Umsetzung der Ziele geholfen. Ich fand das ganze Konzept total spannend.

"Durch meine 1-Jährige Tätigkeit im Accelerator, verstand ich wie die Prozesse von Beginn an ablaufen und wollte dann unbedingt selbst gründen."

Zuvor hatte ich wenig Kontakt mit der Tech-Welt, aber durch meine 1-jährige Erfahrung in Kapstadt habe ich verstanden, wie die ganzen Prozesse von Beginn an ablaufen, weil ich selbst mit dabei war. Als ich dann aus Südafrika zurück kam, war für mich klar, dass ich unbedingt eine Online-Firma gründen will.

Wie bist du auf die Idee gekommen?

In dem Sommer, in dem ich zurück kam, heirateten meine beiden Schwestern. Weil ich die Organisatorin der Familie bin, werde ich auch immer gefragt, wenn etwas gebraucht wird. So auch zur Hochzeitsplanung.

Ich habe zwischendurch gedacht: Ach lasst mich doch in Ruhe. Ich habe gerade keine Zeit, ich baue hier gerade eine Firma auf (Jennifer lacht). Also habe ich gesagt: Geht doch einfach online.

"Ich konnte selbst nicht glauben, dass es noch keine Hochzeitsseite gab."

Als ich dann selbst einmal angefangen habe, zu recherchieren, konnte ich nicht glauben, dass es in Deutschland noch keine Hochzeitsseite gab, die alle Dienstleister gebündelt angeboten hat. Ich habe mir daraufhin den Markt genauer angeschaut. Und mich immer mehr für das Thema begeistern können.

Key to Success:

Schau dir den Markt vorher genau an!

Wie groß ist der Markt? Welches Potenzial gibt es?

Wie ging es dann weiter?

Ich wollte die Geschäftsidee unbedingt testen. Also habe ich am Projekt StartupBus teilgenommen, bei welchem man 3 Tage in einem Bus in Deutschland unterwegs ist und Zeit hat, seine Idee bzw. sein Projekt zu entwickeln.

In meinem Team waren u.a. ein Coder und ein Texter und wir haben einfach eine Landingpage gebaut, um zu testen. Das war letztlich die Entstehungsphase. Ich habe gesehen, dass die Leute Interesse haben und gutes Feedback erhalten.

Im September 2014 habe ich die GmbH angemeldet und auch die ersten Investoren für die Seedfinanzierung gefunden. Im Januar waren wir bereits zu dritt im Team. Im März sind wir Live gegangen.

Das finde ich sehr mutig sich auf dieses StartupBus-Abenteuer zu begeben und in einem fremden Umfeld seine Idee zu pitchen. Bist du einfach der Mensch für sowas?

Ja, eigentlich schon. Ich bin schon jemand, der sich gerne aus seiner Komfortzone herausbewegt. Ich finde es total wichtig, das zu machen.

"Es ist wichtig, sich aus seiner Komfortzone herauszubewegen!"

Jennifer Browarczyk

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Wie waren da deine Erfahrungen als Frau?

Ich glaube, dass die Tech-Branche Frauen sehr willkommen heißt und sich freut, auch Frauen dabei zu haben. Es ist gar nicht so ein großes Problem, sich nicht durchsetzen zu können oder nicht reinzukommen.

Aber ich war ja nicht als Techie, sondern als Business Developer im StartupBus, also die Person, die ausführt und steuert. Ich kann zum Beispiel nicht coden. Wobei - mittlerweile kann ich WordPress Seiten bauen, wie man sieht. (Jennifer grinst)

Foreverly ist mit WordPress gebaut?

Ja, bis jetzt auch noch der Marktplatz. Bevor es eine teure eigene Anwendung gibt, wollte ich erstmal das Modell testen. Mit den vielen Plugins kann es manchmal etwas unübersichtlich werden, aber gemeinsam behalten wir dann doch den Überblick.

Mit kleinem Startup-Budget ist das eben immer etwas schwierig. Das ist zwar nicht das Produkt, wie es langfristig aussehen soll, aber es ist das MVP.

Wir sind gerade dabei, unseren eigenen Marktplatz zu progammieren. Das macht unser CTO, der in Kapstadt sitzt.

Key to Success:

Teste deine Idee/ dein Produkt mit einem MVP!

Ein MVP (Engl: Minimum Viable Product) beschreibt ein Produkt mit den minimalen Anforderungen und Eigenschaften.

Der grundlegende Gedanke bei der Erstellung eines MVPs ist es, ein Produkt möglichst schnell mit nur den nötigsten Funktionen zu erstellen. Dieses wird dann umgehend veröffentlicht und Feedback von Kunden eingeholt. Dieses Feedback wird im Folgenden genutzt um das MVP zu erweitern und zu verbessern. Jede unnötige Funktion sollte beim MVP außen vorgelassen werden. Nur die Funktionen, die unbedingt nötig sind um den eigentlichen Zweck des Produktes zu ermöglichen, werden eingebaut. Somit wird eine Menge Zeit, Arbeit und Geld gespart.

Gab es denn bereits ähnliche Geschäftsmodelle auf dem internationalen Markt?

Ja, ich habe das Rad nicht komplett neu erfunden. In den USA gibt es Wedding Wire und in Asien Bridestory. Rocket Internet hat zum Beispiel auch angefangen, in Asien in Brautmarktplätze zu investieren.

Im spanischsprachigen Raum gibt es Bodas.net. Die wurden aber gerade von "Wedding Wire" aus den USA übernommen. Sie bedienen sehr stark den lateinamerikanischen Markt. Was wirklich gut läuft, weil diese Länder sehr katholisch geprägt sind und die Hochzeitstraditionen hoch gehalten werden.

In Deutschland gibt es zwar auch Hochzeitswebsites, aber keine, die sich im Bereich Marktplatz klar positioniert haben. Foreverly hat zwar auch ein Online-Magazin, positioniert sich aber in erster Linie klar als Online-Marktplatz.

www.foreverly.de

Wie waren deine Erfahrungen bislang mit den Hochzeitsdienstleistern, einer teils noch recht analogen Branche? Verstehen sie die Bedeutung von digital?

Jein. Ich glaube, ich habe das etwas unterschätzt. Wir wachsen damit auf und für uns ist es selbstverständlich, dass jeder Dienstleister eine eigene Website und Facebook Page hat. Aber es gibt auch viele Branchen, besonders im deutschsprachigen Raum, die das noch gar nicht für sich zu nutzen und verstehen.

Wir haben auch teilweise einige, die sagen: Ach, das Internet ist ja nur ein Trend.

Es gibt sogar einige Leute, die prinzipiell gegen E-Commerce sind. Einfach weil sie denken, das macht deren Geschäfte kaputt. Und das schwierige ist dann, ihnen zu erklären, dass ihre Kunden nicht mehr nur offline sind. Die Generationen X und Y, die jetzt heiraten, sind eben die, die mit Internet und Smartphone aufgewachsen sind und online gehen, wenn sie etwas suchen. Aber die Dienstleister-Generation versteht eben teilweise nicht, dass sie das Internet nutzen muss, um dort ihre Kunden zu finden.

"Die Generation X und Y, die jetzt heiratet, sucht Online!"

Ich glaube, es ist daher auch wichtig, der Offline-Branche zu erklären, wo die Vorteile liegen, wenn sie online ist. Und sie dann dafür zu gewinnen. Aber das ist ein Prozess und wird nicht über Nacht passieren.

(Und scherzend fügt Jennifer hinzu…) Es gibt ein paar Leute, die ich nächstes Jahr anrufen werde: "Diesen “Trend”, den Sie letztes Jahr abgelehnt haben, scheint es immer noch zu geben." Da gibt es keinen Grund, nicht dabei zu sein. (lacht)

(...)

Bilder: Copyright by willstdumitmirgehen.berlin


Im 2. Teil spricht Jennifer über das Gründen als Solopreneurin, Investoren und gibt ihre Tipps für Fempreneure:

"Gründen ist zwar ein Risiko - Aber es lohnt sich auf jeden Fall."


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