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Julia Haneke | Geschäftsführerin bei Stocubo: „Ich bin Quereinsteigerin, aber dank des Teams, war das nur halb so wild.“

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Julia Haneke übernahm vor drei Jahren die Geschäftsführung in dem Berliner Unternehmen stocubo, das modulare Regalsysteme anbietet. Eine solche Führungsposition zu übernehmen, davor hatte Julia anfangs auch Respekt. Doch sie entschied sich die Verantwortung zu übernehmen und richtete ihren Fokus auf die positiven Aspekte dieser Position, wie bspw. die möglichen Gestaltungsfreiheiten. Was ihre wichtigste Aufgabe als Führungskraft ist, über die Produktion der Regale, Marketingtipps und wie Wohnen in der Zukunft aussehen wird, teilt Julia in diesem Interview!

Julia, du hast im August letzten Jahres die Geschäftsführung bei stocubo übernommen. Ist das deine erste Erfahrung als Geschäftsführerin? Und was war bislang deine größte Herausforderung in deiner neuen Position?

Schon als ich vor drei Jahren als stellvertretende Geschäftsführerin bei stocubo eingestiegen bin, hat mich der damalige Geschäftsführer und Gründer Stefan Oberhofer in alle Prozesse und Entscheidungen miteinbezogen – von der Herstellung über die Marketingstrategie bis hin zur Geschäftsentwicklung. So habe ich das Unternehmen durch und durch kennengelernt. Daher war der Übergang zur alleinigen Geschäftsführerin weniger umständlich als gedacht.

"Der Übergang zur alleinigen Geschäftsführerin war weniger umständlich als gedacht."

Die bislang größte Herausforderung war es, die Verantwortung für ein produzierendes Gewerbe zu übernehmen, ohne selbst direkt vom Fach zu sein. Als gelernte Juristin bin ich Quereinsteigerin. Dank des großen Rückhalts und Know Hows des Teams war das aber nur halb so wild.

Die eigentliche Herausforderung steht daher jetzt gerade an: stocubos nächste Wachstumsphase. Dafür müssen viele Prozesse und Strukturen neu entwickelt und durchdacht werden. Wir wachsen weiterhin nachhaltig, daher sind wir ein bewusst kleines Team – ohne Management-Overhead oder Fremdkapital.

Viele Branchen sind noch immer sehr männerdominiert. Ist es in der Möbelbranche genauso? Und wie überzeugst du ggf. ein kritisches Gegenüber von deinen Fähigkeiten?

Kein Wunder! Der Möbelmarkt stammt aus dem Handwerk und ist daher historisch stark von Männern bestimmt. Aus diesem Grund und weil ich selbst keinen handwerklichen Hintergrund habe, kenne ich durchaus die Vorbehalte, einen Handwerksbetrieb zu leiten. Als Quereinsteigerin musste mir in den letzten Jahren verstärkt Fachwissen aneignen.

"Ein kritisches Gegenüber überzeuge ich durch Kompetenz und ein offenes Ohr."

Dabei kam mir meine Ausbildung aber sehr zu Gute: Ich musste mich ohnehin laufend in fremde Inhalte eindenken. Durch meine Arbeit in einer Großkanzlei bin ich es außerdem gewohnt, mich in einer männerdominierten Umgebung durchzusetzen.

Natürlich hilft auch der Austausch mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern enorm. Ein kritisches Gegenüber überzeuge ich – wie vermutlich jeder – durch Kompetenz und ein offenes Ohr.

Oftmals scheuen sich Frauen vor Führungspositionen. Warum sollte man davor keine Angst haben?

Ich denke, grundsätzlich ist es eher eine Typfrage, ob man an einer Führungsposition und der damit zusammenhängenden Verantwortung Spaß hat oder nicht. Ich glaube, viele Menschen scheuen sich zunächst, viel Verantwortung auch für andere übernehmen zu müssen. Männern wird es dabei generell sicherlich oft einfacher gemacht, in Führungspositionen angenommen zu werden – einfach aus gesellschaftlichen Gründen.

"Viele Menschen scheuen sich zunächst, viel Verantwortung auch für andere übernehmen zu müssen."

Als mir vor einem Jahr die Möglichkeit geboten wurde, stocubo alleine zu führen, hatte ich davor anfangs auch am meisten Respekt. Was mir bei der Entscheidungsfindung geholfen hat, war, dass ich mich von Anfang an auf die positiven Faktoren konzentriert habe – also die enormen Gestaltungsfreiheiten, die sich einem dadurch bieten, allem voran die Möglichkeit, eine Firmenkultur zu etablieren, in der sich jeder wohlfühlt und sich eben dadurch sehr produktiv und mit vollem Einsatz einbringen kann.

Diese Entscheidung habe ich bis zum heutigen Tage nicht bereut!

Aus dem anfänglichen Atelierprojekt wurde eine professionelle Produktion, der Umsatz um 150% gesteigert. Du warst daran maßgeblich beteiligt. Wie bist du dabei vorgegangen, um dies zu erreichen?

Als klar wurde, dass aus dem Projekt eine professionelle Firma wird, haben wir peu à peu die notwendigen Strukturen dafür geschaffen. Dazu gehörte vor allem der Aufbau eines effektiven Teams, eine gesunde Firmenkultur und der Wille, stocubo weiter nach vorne zu bringen. Denn eine Firma kann nur mit einem guten Team und der richtigen Einstellung wachsen!

Für mich ist die Teamentwicklung daher die wichtigste Aufgabe einer Führungskraft – gefühlt verbringe ich bald 80% meiner Zeit damit. In meinen Augen ist das aber auch die nachhaltigste Investition in eine Firma; nur so kann ich mich zu 100% auf jeden Einzelnen verlassen. Wichtig war uns aber auch von Anfang an, dass wir uns und unseren Werten treu bleiben.

Dazu gehört sowohl eine nachhaltige Produktion hier vor Ort in Berlin mit guten und fairen Arbeitsbedingungen als auch die Unterstützung kleinerer lokaler Projekte, z.B. einer Grundschule hier im Wedding, an der fast 85 % der Schüler lehrmittelbefreit sind.

Erzähl uns ein wenig über stocubo! Welche Produkte stellt ihr her und was ist das Besondere daran?

stocubo ist das erste modulare Regalsystem „Made in Berlin“. Über das Internet bieten wir Regalmodule in zeitlosem Design an, die sich flexibel aufbauen, umbauen und jederzeit ergänzen lassen. Mit unserem modularen Ansatz richten wir uns sowohl an Privat- als auch Geschäftskunden, die sich eine individuelle Stauraumlösung bei der Einrichtung ihrer Wohn- und Arbeitsbereiche wünschen.

Das Besondere daran ist, dass das ganze System ohne Schrauben und Nägel auskommt und einfach mit Aluklammern fixiert wird. Durch diese flexible Lösung können unsere Möbel jederzeit umgebaut und erweitert werden. So wird aus dem Sideboard im Nu ein Wohnzimmerregal und das Platten-Regal wächst einfach mit der Plattensammlung mit.

Stocubo ist das erste modulare Regalsystem „Made in Berlin“

Ihr produziert ausschließlich in Deutschland und das nachhaltig und nach strengen EU-Richtlinien. Wie lange hat es gedauert den geeigneten Produzenten Zulieferer zu finden und worauf gilt es dabei zu achten?

Bis heute produzieren wir alle unsere Cubes hier im Wedding selbst. Mittlerweile haben wir dafür sehr zuverlässige Partner, mit denen wir schon viele Jahre zusammenarbeiten. Das Schöne ist, dass unsere Lieferanten auch von unserem Unternehmen und dessen langfristigem Potenzial überzeugt sind.

Das Wichtigste war uns dabei immer, eine hohe Qualität und eine nachhaltige Produktion unserer Rohmaterialien zu gewährleisten. So verwenden wir beispielsweise nur FSC-zertifizierte Materialien aus nachhaltiger Forstwirtschaft für unsere Cubes. Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir also sehr zufrieden.

Wer genau sind eure Kunden und wie erreicht ihr diese am besten? Hast du hier konkrete Marketingtipps?

Unser typischer Kunde ist der klassische Post-IKEA-Kunde. Also jemand, der Einrichtung von der Stange satt hat und einen gehobenen Qualitätsanspruch hat. Unsere Kunden kaufen gerne mehrmals ein und erweitern so über die Jahre ihr System. Kürzlich hat z.B. ein Kunde der ersten Stunde sein mittlerweile zehn Jahre altes Regalsystem mal wieder um einige Cubes erweitert.

Designaffine Kunden wie Architekturbüros, Consultingfirmen und Designagenturen schätzen die Langlebigkeit und das zeitlose Design unserer Cubes besonders. Auch die HiFi-Abteilung einer großen Elektronikkette zählt übrigens zu unseren Kunden. Um diese Kunden zu erreichen, bedienen wir uns verschiedener Marketingkanäle – von Online über Print bis hin zu Kooperationen mit Bildungseinrichtungen.

"Größtes Learning bislang: Soviel wie möglich Inhouse abbilden und dabei nicht nur auf ein Pferd setzen, sondern möglichst divers vorgehen."

Netzwerken ist dabei wie in jeder anderen Branche natürlich auch immens wichtig. Größtes Learning bislang: Soviel wie möglich Inhouse abbilden und dabei nicht nur auf ein Pferd setzen, sondern möglichst divers vorgehen. So haben wir gerade eine Kooperation mit sechs anderen Berliner Designlabels gegründet, um Synergien gezielt zu nutzen.

Was begeistert dich persönlich an diesem Geschäftsfeld?

Meine Mutter würde jetzt davon erzählen, wie ich als Kind schon bei unserem Nachbarn auf dem Bauernhof die „Kleine Schreinerlehre“ gemacht habe. Aber tatsächlich ist es natürlich toll, ein schönes Produkt herzustellen – und nicht nur Papier für die Schublade zu produzieren.

"Wohnen in der Zukunft wird anders sein als heute."

Außerdem ist gerade viel Bewegung im Online-Möbelmarkt und Hersteller werden als Direktbezug für Endkunden immer wichtiger. Die damit verbundenen Herausforderungen finde ich unglaublich spannend. Wohnen in der Zukunft wird anders sein als heute: Bücher werden durch E-Books ersetzt, CDs zu MP3s, Filme werden nicht mehr gesammelt, sondern gestreamt und die HiFi-Anlagen verschwinden zugunsten von Bluetooth-Boxen. Wie wir uns hier in Zukunft aufstellen, ist eine spannende Herausforderung, auf die ich mich sehr freue.

Vielen Dank, Julia!

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