Julia Kopper | Gründerin der Berliner PR-Agentur Muxmäuschenwild: „Wichtig ist, das Wachstum selbst zu steuern und auch mal ‚Nein‘ zu sagen!“
Julia Kopper ist Gründerin der Berliner PR-und Eventagentur Muxmäuschenwild und Initiatorin des Golden Dinners. Letzeres entwickelte sich eher durch einen Zufall, doch das Eventkonzept, das durch Exklusivität und familiärer Atmosphäre besticht, verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Und so war das erste Event bereits nach 2 Tagen ausgebucht. An diesen Erfolg knüpfte Julia an und gründete die PR-Agentur Muxmäuschenwild. Dass dies eher aus der Notwendigkeit nach einem passenden Briefkopf geschah und wie der außergewöhnliche Name ihres Business' entstand, das teilt Julia Kopper in diesem Interview.
Als du hier in Berlin angekommen bist, hast du erstmal als Freelancer gearbeitet. Hättest du Tipps wie man anfängt bzw. wie man Netzwerken kann, um neue Kunden und Kontakte zu finden?
Ich hatte das Glück, in Berlin schon einige Freunde zu haben, bevor ich hierher zog. Dennoch war es für mich sehr wichtig, mein Netzwerk aufzubauen und vor allem: zu pflegen. Ich glaube das Wichtigste beim Netzwerken ist, dass man wirklich Spaß daran hat Menschen kennenzulernen, sich in ihre Themen und Projekte reinzudenken, und sie untereinander zu verknüpfen - ohne im Hinterkopf zu haben „was bringt mir das irgendwann einmal?“.
"Das Wichtigste beim Netzwerken ist, dass man Spaß daran hat, Menschen kennenzulernen."
Mir macht es einfach Spaß Menschen zu verbinden und ich freue mich, wenn mein Netzwerk sich auch untereinander verknüpft. Zudem war ich mir nie zu schade auch mal unbezahlt zu arbeiten und meinen Support anzubieten.

Wie kam dir die Idee zum “Golden Dinner”? Was genau steckt dahinter?
Das Projekt hat sich aus einem Zufall heraus entwickelt: im August 2012 hatte ich die Möglichkeit eine sehr außergewöhnliche Location in Berlin zu bespielen, ein altes Theaterhaus in einem Hinterhof mitten in Berlin-Mitte, das seit 1939 nicht mehr betreten wurde. Ein unfassbarer Ort! Ich wusste sofort, dass ich dort etwas machen musste!
Eine Party kam wegen der Anwohner nicht in Frage und so habe ich dort sehr kurzfristig das erste Golden Dinner auf die Beine gestellt: sehr exklusiv, tolle kulinarische Highlights, eine Kunstausstellung, musikalisches Rahmenprogramm in Form von Überraschungskonzerten, das Ganze zehn Tage lang, mit einem gut ausgewählten Publikum und limitierter Platzanzahl.

Ich habe gezielt Publikum aus der Kreativbranche eingeladen, über meinen eigenen Verteiler. Die Gäste mussten sich vorab per Email anmelden und wussten bis zum Tag des Dinners weder wo es stattfinden wird, noch was sie genau erwartet. Der Abend selbst läuft ziemlich familiär ab, ein bisschen wie Essen bei Freunden: es wird an langen Tafeln gespeist, die Gäste können sich untereinander kennenlernen, unser kleines Team macht selbst den Service, die Weinflaschen werden auf den Tisch gestellt…
Wir sind sicherlich kein Schickimicki-Restaurant und nicht zu vergleichen mit anderen Pop-Up-Restaurants in Berlin. Die Mischung aus Liebe zum Detail, einer freundschaftlichen und offenen Atmosphäre durch uns als Gastgeber, ein gewisses Maß an Improvisation aufgrund der herausfordernden Bedingungen in den Locations und die exzellente Qualität des Menüs macht den Charme aus - so war zumindest das Feedback unserer Gäste.
Gerade das Berliner Publikum, das immer jede Menge geboten bekommt und oft genug übersättigt ist, sehnt sich nach authentischen, außergewöhnlichen Erlebnissen, glaube ich.

Welche Erfolge hattest du beim “Golden Dinner”? Und was waren damals die größten Herausforderungen?
Das Konzept hat sich verbreitet wie ein Lauffeuer, und wir waren schon nach zwei Tagen ausgebucht. Das hätte ich niemals gedacht! Und wir haben so wahnsinnig viel schönes Feedback erhalten. Am berührendsten waren die „Dankes-Emails“, die wir zum Teil von unseren Gästen am nächsten Tag erhalten haben. Das war wirklich außergewöhnlich.
Herausforderungen gab es während der Zeit viele. Angefangen damit, dass es gar kein Budget gab für dieses Projekt. Alles mussten wir uns zusammen leihen, selbst basteln, besorgen, auf dem Flohmarkt kaufen… Ohne Budget ist es einfach doppelt schwer ein Event auf die Beine zu stellen - andererseits kommt man auf tolle kreative Ideen und findet neue Lösungen. Aber da ich ja keine Gastronomin bin, war das ganze Projekt an sich schon ein Wagnis.

Kannst du uns ein wenig von dem Moment erzählen, als du dann die Idee zur Gründung von Muxmäuschenwild hattest?
Auch das hat sich einfach ergeben. Nach den ersten beiden Golden Dinner Runden wurden die Anfragen nach authentischen Erlebnissen und der dazugehörigen Vermarktung einfach immer mehr. Da musste dann irgendwann auch ein Briefkopf her. Dass daraus eine Agentur wird, wie sie heute existiert, war damals nicht absehbar oder zumindest nicht geplant. Ich hatte einfach Lust auf spannende Projekte und kreative Menschen.
Wie bist du auf den Namen “Muxmäuschenwild” gekommen?
Leider gibt es gar keine wilde Geschichte zu dem Namen - auch wenn ich immer wieder danach gefragt werde. Die Wahrheit ist: Ich habe vor Jahren für einen anderen Kunden Adjektive mit M gebrainstormed, die einen gewissen Twist haben, und irgendwie kam mir die Idee zu „muxmäuschenwild".
Ich wusste von Anfang an: „Das ist gut!“ und hab mir den Namen gesichert. Und auch wenn das Wort im Englischen schwer zu erklären ist - es gehört nun einfach zu uns, und sorgt immerhin bei einigen Leuten für ein Schmunzeln. Es passt auch sehr gut zu unserer Arbeitsweise, unkonventionell und mit viel Herz. Man glaubt zu wissen was kommt und wird am Ende überrascht. Die Mischung macht´s.
Du hast mal erwähnt, dass du das Wort “Agentur” nicht so gerne magst. Wieso?
Ich mag einfach nicht, was man mit dem Wort Agentur oft verbindet: teure und schwerfällige Strukturen, langwierige Kreativprozesse, und eine Mentalität die dazu führt, dass dem Kunden ständig irgendetwas Neues verkauft werden muss. So ticken wir einfach nicht!
Wir haben in den letzten vier Wochen für das Vodafone Institut einen kompletten Markenprozess gewuppt, inklusive Naming, Corporate Design, Website usw. Bei uns kann es also auch mal schnell gehen. Und wir sehen uns immer viel mehr als Sparringpartner, denn als reiner Dienstleister.
"Wir wollen gemeinsam gewinnen."
Wir mischen uns gerne ein, stellen auch mal unangenehme Nachfragen zu unternehmerischen Entscheidungen unserer Kunden und geben ehrliches Feedback. Wir wollen gemeinsam gewinnen! Unsere Kunden schätzen das sehr.
Wie hat sich dein Business seit der Gründung verändert? Und was denkst du welche deiner Fähigkeiten euren Erfolg am meisten beeinflusst hat?
Oh, es hat sich einfach alles verändert! Und es verändert sich auch ständig weiter. Ich kann kaum fassen, was aus muxmäuschenwild in so kurzer Zeit geworden ist. Im ersten Jahr mussten wir zwei Mal umziehen, weil wir so schnell gewachsen sind (und weil ich mich anfangs nicht getraut habe ein größeres Büro zu mieten - ich bin grundsätzlich sehr risikoscheu wenn es darum geht, sich hohe Fixkosten ans Bein zu binden…).
Inzwischen sitzen bei uns 18 Leute - da verändern sich automatisch auch alle Strukturen und Prozesse. Wichtig ist, das Wachstum selbst zu steuern und öfter auch mal Nein zu sagen, damit die Qualität der Arbeit nicht darunter leidet.
"Wichtig ist, das Wachstum selbst zu steuern und auch mal 'Nein' zu sagen."

Meine Fähigkeiten kann ich hier bei muxmäuschenwild natürlich ausleben. Ich liebe es ein Team zusammenzustellen und zu führen. Wir haben eine starke Feedbackkultur entwickelt, und ein wirklich gutes Klima im Team. Darum gibt es nur sehr wenig Fluktuation bei den Mitarbeitern, was wahnsinnig schön ist.
Neben der internen Kommunikation macht mir die Kundenkommunikation natürlich am meisten Spaß. Ich habe einfach sehr gerne mit vielen Menschen zu tun. Darum ist es auch so wichtig, sich nicht nur die passenden Projekte, sondern eben auch die passenden Kunden auszusuchen.
Wir sagen auch schon mal Projekte ab, wenn wir mit den Ansprechpartnern auf Kundenseite nicht klicken. Ich glaube, wenn man seinem Bauchgefühl folgt und authentisch bleibt und darauf achtet nicht zu viel auf einmal zu wollen, führt dies langfristig zum Erfolg.
Welche Erfahrungen hast du in der Zusammenarbeit mit deinem Geschäftspartner und Mitarbeitern gemacht? Was kann man selbst machen, um zu einem positiven Arbeitsklima beizutragen?
Wenn das Team wächst, wird es immer wichtiger die interne Kommunikation aktiv zu fördern. Man muss nicht immer in allem einer Meinung sein, aber der Respekt vor unterschiedlichen Sichtweisen und Temperamenten führt in der Regel zu besseren Ergebnissen. Klare Führung, flache Hierarchien und ein offenes Ohr für alle Sorgen zu haben war mir schon immer wichtig. Und wir geben uns Mühe unserem Team auch neben der Arbeit neue Horizonte zu öffnen.
"Wichtig ist, klare Führung, flache Hierarchien und ein offenes Ohr für alle Sorgen."
Seit ein paar Wochen bieten wir ein Mal die Woche Teamyoga an, was mir selbst einfach Spaß macht und was ich gerne weitergeben möchte. Solche Dinge können sicherlich entscheidend zur Zufriedenheit der Mitarbeiter beitragen. Das Wichtigste ist es, zu verstehen und ernst zu nehmen, wie sehr sich ein positives Arbeitsklima auch auf die Produktivität und das eigene Wohlbefinden auswirken. Wir wollen gemeinsam Spaß haben, mit dem was wir tun.

Welche Tipps hast du für Gründerinnen?
Das Wichtigste ist, eine klare Vision zu haben, damit man sich auf dem Weg nicht verzettelt. Und: stellt Fragen! Holt euch Hilfe bei allem, wo ihr euch nicht sicher seid. Ihr müsst nicht so tun, als ob ihr schon alles wisst.
"Das Wichtigste ist, eine klare Vision zu haben."
Lasst euch inspirieren von anderen spannenden Menschen, und traut euch ruhig zuzugeben, dass ihr nicht wisst wie ihr einige Aufgaben bewältigen sollt. Ehrlichkeit zahlt sich aus.
Was wünschst du dir für dich selbst?
Mir ist das Glück und die Gesundheit meiner Liebsten am allerwichtigsten. Schließlich haben wir nur ein Leben, oder? Für muxmäuschenwild wünsche ich mir, dass wir Kraft und Zeit finden, wieder mehr eigene kundenunabhängige Projekte ins Leben zu rufen. Vielleicht ja nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland. Wir haben da schon ein paar Ideen...
Fotos by Muxmäuschenwild