REBELLE-Gründerin Cécile Wickmann: “Es hilft zu verstehen, wie Investoren denken!”

Maxi Knust

Erst im Oktober 2017 erhielt das Hamburger Startup REBELLE einen “hohen siebenstelligen” Betrag und damit eine Millionenfinanzierung, mit der es “das internationale Wachstum ausbauen” will. Wie bei jedem Startup begann alles mit einer Idee, die der Gründerin Cécile Wickmann vor fünf Jahren kam, als sie nach einem Umzug ihre aussortierten Designerteile wieder verkaufen wollte. Die Jungunternehmerin pitchte ihre Idee bei ihrem damaligen Arbeitgeber Hanse Ventures, der infolgedessen der erste Investor des Startups wurde. 2013 gründete Cécile dann gemeinsam mit Max Schönemann den Online-Marktplatz für Designer-Secondhand-Mode REBELLE. Worauf es bei einer gelungenen Internationalisierung ankommt und wie man Investoren von seiner Geschäftsidee am besten überzeugt, verriet die erfolgreiche Gründerin in einem Interview ​mir und meiner Co-Herausgeberin Val Racheeva,  im Rahmen der Gründerinnen-Interviews für das Buch “The Female Founders Book – Das Buch für unternehmerische Inspiration”.

Wie entstand die Geschäftsidee für euren digitalen Designer-Secondhand-Marktplatz?

​Als ich zum Studieren nach London gezogen bin, habe ich einige ehemalige Lieblings-Designerstücke bei meinen Eltern in Berlin gelassen. Nach meinem Umzug nach Hamburg habe ich mich irgendwann nach einer guten Verkaufsmöglichkeit dafür umgesehen. Der Verkauf auf dem Flohmarkt oder über bestehende Online-Portale war mir zu aufwändig und zeitintensiv.

Bei der Recherche im Internet fand ich keinen deutschen Verkaufsservice, der Privatkunden dabei hilft seine gut erhaltenen Kleidungsstücke komfortabel zu Geld zu machen.  So war die Idee zu REBELLE geboren.

Ihr seid nicht nur im deutschen Markt tätig, sondern auch in diversen anderen europäischen Ländern. Wie gelingt eine solche Internationalisierung?

Wir haben schnell festgestellt, dass der Markt auch in anderen Ländern spannend ist, denn Geschmack und Größen der lokalen Zielgruppen in Europa ähneln sich. Generell ist es natürlich wichtig, sich auf den jeweiligen Markt einzulassen und sich mit den Besonderheiten vor Ort auseinanderzusetzen.

​”Es kann ​sich lohnen, vor Ort eine lokale Agentur zu engagieren.”

Es reicht nicht, die Website in eine andere Sprache zu übersetzen und abzuwarten, was passiert. Es ist z. B. wichtig zu wissen, was die lokal beliebten Zahlungsmethoden eines Landes sind. Zudem kann es sich lohnen, vor Ort eine lokale Agentur zu engagieren, welche die Kultur noch besser kennt und gut vernetzt ist.

Du hast Hanse Ventures, einen Company Builder in Hamburg, sehr schnell als ersten Investor gewonnen. Wie kam es dazu?

Ich habe bei Hanse Ventures als Business Analyst gearbeitet. Dort habe ich intern meine Idee und das Konzept von REBELLE vorgestellt. Alle Partner waren schnell überzeugt und haben mir Unterstützung angeboten.

Wie sollte man als Gründer/in vorgehen, wenn man auf der Suche nach Investoren zur Finanzierung seiner Geschäftsidee ist?

Oftmals erfolgt der Erstkontakt zu einem Investor durch eine Drittperson per E-Mail. Als junger Gründer weiß man oft nicht, wie man sich und seine Idee angemessen präsentiert und seine Motivation am besten darstellt.

“​Es ist wichtig, ordentliche Unterlagen parat zu haben.”

Es ist wichtig, ordentliche Unterlagen parat zu haben, die so knackig und interessant sind, dass man zu einem persönlichen Gespräch eingeladen wird. Der Businessplan sollte auch kein 30-seitiges Pamphlet sein, sondern kann auf eine gute Excel-Tabelle und ein paar PowerPoint-Slides reduziert sein. 

Was ist sonst noch wichtig?

Wenn man das Gefühl hat, dass die eigene Idee das Zeug dazu hat, ein Erfolg zu werden, geht es darum sich genau zu überlegen, wen man sich als Geldgeber und damit Gesellschafter ins Boot holt.

“Es kann auch durchaus sinnvoll sein, das Projekt mit eigenen Mitteln zu wuppen.”

Es kann auch durchaus sinnvoll sein, das Projekt mit eigenen Mitteln zu wuppen, so zu wachsen und den Unternehmenswert zu steigern. Das hängt natürlich von den eigenen Möglichkeiten, aber auch von der Idee und der Markt- bzw. Wettbewerbssituation ab.

In welchen Bereich habt ihr bei REBELLE am meisten investiert?

Wir haben am meisten in den IT-Bereich investiert und so unser eigenes Shop- und Logistiksystem aufgebaut. Zudem werden Nutzerumfragen durchgeführt, um unsere Systeme weiterzuentwickeln und eine gute Kauferfahrung zu gewährleisten. Viel Geld fließt natürlich auch ins Marketing.

Verrate uns drei Dinge, die du vor deiner Gründung nicht gewusst hast!

Eines mit Sicherheit: wie viele juristische und bürokratische Themen es sind, mit denen man sich beschäftigen muss, um alles in trockene Tücher zu bringen. Dieser Bereich hat uns am Anfang viel Zeit gekostet, aber wir haben auch jeden Tag etwas Neues dazu gelernt. In Deutschland gibt es einfach viele bürokratische Hürden, die genommen werden wollen. Diesen Hinweis erhält man vor der Gründung nicht und es ist manchmal auch besser, dies vorher nicht so genau zu wissen.

“Man sollte sich darauf einlassen, den Vorschlägen im Team Gehör zu schenken und Ideen anzunehmen, die mitunter besser sind als die eigenen.”

Meine zweite Feststellung ist, dass ich mir unsere Internationalisierung sehr viel einfacher vorgestellt habe. Ich habe so aber auch viel über andere Märkte und ihre Besonderheiten lernen können.

Drittens habe ich verstanden, wie wichtig es ist, ein gutes Team zu haben, mit dem man auf Augenhöhe arbeiten kann. Man sollte sich darauf einlassen, den Vorschlägen im Team Gehör zu schenken und Ideen anzunehmen, die mitunter besser sind als die eigenen. Das macht sich sehr bezahlt. Unsere Strategie war von jeher, in allen Kernpositionen nur Leute einzustellen, die in Ihren Fachbereichen sehr viel besser sind als wir selbst.

Für eine Unternehmensgründung braucht es auch ein Stück weit Naivität.

Ja, ich würde das fast genau so unterschreiben. Man sollte die Gründung jedoch nicht vollkommen naiv angehen, sondern realisieren, dass viel Arbeit auf einen zukommt und dass ganz viele Sachen anders laufen werden als ursprünglich geplant.

Aber wenn man sich nur Gedanken macht, was alles schief gehen kann, dann gründet man erst gar nicht. Wenn es einen Markt gibt, man an seine Idee glaubt und es auch andere Menschen gibt, die an diese glauben, dann sollte man es einfach anpacken, es ernsthaft versuchen und sehen, was daraus wird.

“Wenn es einen Markt gibt, man an seine Idee glaubt und es auch andere Menschen gibt, die an diese glauben, dann sollte man es einfach anpacken, es ernsthaft versuchen und sehen, was daraus wird.”

​Lese jetzt das ganze Interview mit REBELLE Gründerin Cécile Wickmann und 29 weitere inspirierende Portraits im The Female Founders Book!

​© Fotos: femalefoundersbook.com

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