So baust du nachhaltige & erfolgreiche Beziehungen im Business auf
Im Laufe meiner selbstständigen Tätigkeit ist mir immer bewusster geworden, worauf es wirklich ankommt: Beziehungen. Und damit meine ich nicht die oftmals als negativ bezeichneten Beziehungen, damit man selbst besser vorankommt. Sondern tatsächlich den Aufbau einer zwischenmenschlichen Beziehung. Denn diese macht meiner Meinung nach die Selbstständigkeit erst zu einer wirklich erfüllenden Tätigkeit. Nun fand ich diesen Artikel, den ich bereits zu Fempreneur-Anfangzeiten geschrieben habe, wieder und war selbst überrascht, wieviel diese Zeilen auch nochmal in mir viel bewegt haben. Ein wenig aufgefrischt, möchte ich diesen daher nochmal unbedingt mit euch teilen und hoffe, dass dieser euch auch auf persönlicher und geschäftlicher Ebene inspiriert.
Wie definiert sich „Beziehung“?
Fangen wir, wenn auch etwas trocken, mit der Definition des Wortes "Beziehung" an. Auf der Suche nach einer Definition gibt Wikipedia folgende Antwort:
„Beziehung bedeutet im alltäglichen Gebrauch grundsätzlich eine bestimmte Relation zwischen verschiedenen Objekten [bzw. Subjekten] oder Individuen.“
Das Wort „Beziehung“ ist also ein relationaler Begriff. D.h. konkret, dass zwei Dinge in ein Verhältnis bzw. in einen Zusammenhang gesetzt werden. Ein Beispiel hierfür ist: „Ich bin größer als du.“ Die zwei Subjekte sind „ich“ und „du“ und werden durch einen Größenvergleich in Beziehung zueinander gesetzt.
Betrachten wir nun aus dieser Kenntnis heraus, den Satz: „Ich mag dich.“ Diese Aussage ist nur einstellig, denn sie beschreibt nur meinen inneren Zustand zu dem Subjekt „du“. Eine zweistellige Aussage würde den inneren Zustand des „du“ mit einbeziehen. Erst dann wird die Beziehung zweier Individuen bzw. Subjekte zueinander deutlich.
"Reden wir in der Praxis über Beziehung, muss auch immer nach der Einstellung der anderen Person gefragt werden."
Folglich muss die Beschreibung einer Beziehung immer zweistellig sein, d.h. beide Beteiligten mit einbeziehen. Andernfalls wird nur etwas über die Einstellung einer Person etwas ausgesagt. Das bedeutet in der Praxis, dass, wenn wir über Beziehungen reden, auch immer nach der Einstellung der anderen Person gefragt werden muss.
Die 3 Grundsäulen für eine erfüllende Beziehung
Um die Einstellungen der anderen Person zu verstehen, bedarf es einer bedingungsfreien positiven Wertschätzung sowie dem empathischen Verstehen des Anderen. Zu einer gesunden Beziehung gegenüber einer zweiten Person gehört zudem die eigene persönliche Kongruenz.
#1 Wertschätzung
Wenn wir in eine Beziehung zu einem Menschen, gleich welcher Art, treten, sollten wir stets mit einer vorurteilsfreien und positiven Wertschätzung an die Person herantreten. Konkret bedeutet dies, wir sollten die anderen Person akzeptieren, d.h. annehmen und anerkennen in ihrem Wesen und ihren Eigenarten.
Akzeptanz setzt eine freie Willensentscheidung heraus. Im Gegensatz zu Toleranz, wo wir lediglich passiv etwas dulden, hat Akzeptanz eine aktive Komponente und drückt ein zustimmendes Werturteil aus. Soweit zur Theorie.
In der Praxis ist die bedingungslose Akzeptanz meist ein sehr herausfordernder Akt. Eine freundliche und nette Person zu akzeptieren ist einfach. Doch wenn uns jemand gegenüber steht, der viele Eigenarten hat, die uns, aus welchen Gründen auch immer, missfallen, dann wird es schwierig das Denkmuster der Akzeptanz beizubehalten. Vor allem bedarf es Geduld und viel Übung.
"Für bedingungslose Akzeptanz bedarf es viel Geduld und Übung!"

Man kann seine Akzeptanz letztlich wie einen Muskel trainieren. Wichtig ist dabei stets, dass wir unserer Wahrnehmung höchste Aufmerksamkeit schenken. Du kannst dich zum Beispiel fragen, wenn du zu einer Person in Beziehung trittst, ob du über die Person vorurteilst. Beobachte dabei deine Gedanken und Verhaltensweisen genau und korrigiere dich, falls nötig, selbst. Wenn du merkst, dass du Vorurteile entwickelt hast, sei nicht böse mit dir selbst. Wir alle sind Menschen und das passiert jedem. Wenn du aber deine Beziehungen in deinem Leben verbessern willst, solltest du versuchen, möglichst offen auf Menschen zuzugehen, egal ob du sie eben erst kennengelernt hast oder bereits seit Jahren kennst, und sie deine positive Wertschätzung spüren lassen.
Du kennst das doch selbst. Wenn jemand auf dich zukommt, mit einer gewissen Meinung oder Einstellung dir gegenüber, egal ob begründet oder nicht, blockst du doch auch schnell ab und verschließt dich gegenüber der anderen Person. Wenn sie sich aber vollkommen offen und vorurteilsfrei in eine Beziehung zu dir begibt, dann traust du dich auch offen zu sein und kannst ggf. die positive Wertschätzung auch zurückgegeben.
#2 Empathie
Kommen wir nun zum empathischen Verstehen. Empathie bedeutet das einfühlsame Verstehen der Welt und der Probleme deines Gegenübers. Auch das ist in der Regel nicht immer einfach. Jeder Mensch ist unterschiedlich empathisch, was durch unsere Natur oder Erziehung verschieden geprägt wurde.
Um empathisch zu sein, ist es wichtig, dass wir uns von unserer eigenen Wahrnehmung, die bekanntermaßen ja subjektiv ist, lösen und uns auf die Wahrnehmung der anderen Person einlassen. Wichtig ist dabei auch, zu verstehen, wie die Gedanken-und Gefühlswelt des anderen zustande gekommen ist - und zwar durch seine individuellen Erfahrungen. Diese können bewusst oder unbewusst stattgefunden haben. Die unbewussten Erfahrungen wird dir dein Gegenüber natürlich nicht mitteilen können. Aber wir können versuchen mehr von den bewussten Erfahrungen herauszufinden. Wie denkt dein Gegenüber über seine eigenen Erfahrungen und was hat er dabei gefühlt?
"Um empathisch zu sein, müssen wir uns auf die Wahrnehmung der anderen Person einlassen können!"
Das alles kannst du durch interessierte Fragen herausbekommen. Es geht hierbei nicht um Neugier, sondern aufrichtiges Interesse den anderen Menschen zu verstehen. Wenn das dein Anliegen ist, brauchst du auch keine Sorge haben, dass deine Fragen neugierig rüberkommen könnten. Traue dich zu fragen, denn nur so erfährst du etwas über dein Gegenüber.
Wenn du dich zu den weniger empathischen Menschen zählst und deshalb noch unsicher bist, kannst du dies auch als Komfortzonen-Challenge ansehen. Versuche jeden Tag in der Beziehung zu einem Menschen, egal ob Partner, Freund oder Kollege, etwas herauszufinden, was dein Gegenüber bewegt und wie seine Erfahrungswelt aufgebaut ist. Auch unsere Empathie können wir wie einen Muskel trainieren. Ein Weg unsere Empathie zu zeigen, kann das Wiederholen des Gesagten deines Gegenübers sein (Natürlich nicht jedes Wort oder jeder Satz. In einem gesunden Maß eben.). Oder versuchen mit deinem Gegenüber gemeinsam Lösungsansätze für seine Probleme zu entwickeln.

#3 Kongruenz
Und zu guter Letzt kommen wir zur Kongruenz. Was bedeutet dieses Wort eigentlich? Kongruenz bedeutet Übereinstimmung und kommt zustande, wenn wir uns unserer Gefühle und Bedürfnisse bewusst sind und diese auch ausleben. Es besteht dann eine Übereinstimmung zwischen unseren gesammelten Erfahrungen und unserem Selbstbild, da wir diese Erfahrungen zulassen und in unser Selbst integrieren.
"Kongruenz bedeutet Übereinstimmung und kommt zustande, wenn wir uns unserer Gefühle und Bedürfnisse bewusst sind und diese auch ausleben."
Unser Selbstbild enthält dabei sowohl positive als auch negative Merkmale unserer Persönlichkeit. Denn niemand ist perfekt. Und wir sollten mit uns ehrlich sein und unsere Stärken, aber auch vor allem Schwächen, kennen. Diese Schwächen müssen jedoch nicht statisch sein, sondern man kann an ihnen arbeiten.
Das Gegenteil, also Inkongruenz, kommt zustande, wenn wir unsere Gefühle und Gedanken nicht zulassen.
Kongruenz bedeutet im weiteren Schritt dann, dass wir echt und authentisch sind. Wir stehen zu uns und unseren Merkmalen, können unsere Bedürfnisse artikulieren und leben nach unseren persönlichen Wertvorstellungen. Das bedeutet, dass wir uns nicht hinter einer Fassade oder einer Maske verstecken. Das machen wir vor allem dann, wenn wir uns unsicher und verletzlich fühlen.
"Kongruenz bedeutet echt und authentisch zu sein!"

Kongruenz schließt auch Transparenz mit ein, was bedeutet, dass für beide Beteiligten die Rahmenbedingungen der jeweiligen Situation klar und durchschaubar sind. In der Praxis heißt das, dass wir auch ehrlich mit der anderen Person sind, was unsere Gefühle und Einstellungen unserem Gegenüber betrifft. Hier kann es leider auch oft zu Missverständnissen kommen, vor allem in heterogeschlechtlichen Beziehungen, egal ob beruflicher oder freundschaftlicher Art.
Was bei dem Begriff der Kongruenz zudem auch sehr wichtig ist, ist seiner eigenen Wahrnehmung zu vertrauen. Das heißt, man sollte seine eigene subjektive Wahrnehmung von der subjektiven Wahrnehmung des Gegenübers trennen. Das kann auch bedeuten, wenn du gut drauf bist, dein Gegenüber aber nicht, musst du dich nicht davon runterziehen lassen. Sag dir: „Ich bin heute gut drauf. Und du bist heute traurig. Beides ist okay.“ Trotzdem kannst du empathisch sein und dir den Kummer deines Gegenübers anhören. Das schließt sich nicht aus. Lass dich nur nicht mitreißen mit den negativen Stimmungen anderer Menschen, sondern bleib bei dir und deiner hoffentlich positiven Einstellung. Damit kannst du in Problemsituationen anderen Menschen teilweise viel mehr helfen, als wenn du dich mit in den Strudel negativer Gedanken ziehen lässt.
Zu guter Letzt, ist zum Begriff der Kongruenz zu sagen, dass es wichtig ist in einer zwischenmenschlichen Beziehung unsere eigenen Gefühle, Impulse und Eindrücke zuzulassen und zu akzeptieren. Jedoch sollten wir dies nicht ungefiltert unserem Gegenüber mitteilen, sondern ein Gefühl dafür entwickeln, wann es sinnvoll ist, dass wir unsere Emotionen ausleben und mitteilen.
Was bedeutet das im Alltag für unsere Beziehungen?
Wie ihr seht, geht es in Beziehungen um fundamentale zwischenmenschliche Eigenschaften, die wir jedem Menschen, egal in welcher Beziehung wir zu ihm stehen, entgegenbringen sollten. Du kannst deine partnerschaftliche Beziehung durch diese 3 Schlüsseleigenschaften auf eine ganz neue Ebene, geprägt durch Respekt und Verständnis, heben. Du kannst bspw. deinen Freunden dadurch ein noch besserer Freund sein. Oder eben wirklich nachhaltige und erfüllende geschäftliche Beziehungen aufbauen.
Denn stell dir vor, du triffst dich mit einem/r Geschäftspartner/in und diese bringt dir diese 3 Merkmale entgegen: Wertschätzung, Empathie und Kongruenz. Wie würdest du über diese Person denken? Vermutlich wirkt diese Person authentisch, charismatisch, freundlich, respektvoll und infolgedessen vertrauensvoll. Das sind, meiner Meinung nach, ziemlich gute Voraussetzungen für erfolgreiche Geschäfte, die viel nachhaltiger sind, als wenn man nur egoistischen Zielen folgt.
Und natürlich ist der authentische Aufbau von Beziehungen innerhalb des Startup-Teams ebenfalls sehr wichtig. Denn wie wir im Laufe unserer Arbeit am The Female Founders Book in den Gründerinnen-Interviews erfahren haben, zählt das #Team zu einen der größten Erfolgsfaktoren.
Und da alles bei uns selbst beginnt, können wir doch gleich anfangen an unseren Beziehungen, jeglicher Art, zu arbeiten, um in einer gesünderen und glücklicheren Umgebung zu leben. Ich wünsche euch dabei viel Erfolg und viele glückliche Beziehungen.
Was denkst du, was sonst noch wichtig ist in Beziehungen?
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Heihei Maxi!
Das ist ein wundervoller Artikel und deine drei Säulen: Wertschätzung | Empathie | Kongruenz sind eine solide Basis. Toll finde ich, dass du bei der Wertschätzung die Punkte offen und vorurteilsfrei mit dabei hast. Eine wahrlich große Kunst. Als Basis dazu würde ich den Punkt “Respekt” mit hineingeben. Meine Wahrnehmung ist, dass Wertschätzung ein Teil des Respektes ist. Oder Respekt könnte meiner Ansicht nach die Wurzel oder deine Haltung sein und die Wertschätzung ist dann die Tat, die sich aus der Situation ergibt. Dann kommen Dinge wie Dankbarkeit, achtsamer Umgang mit Ressourcen etc. mit hinein.
Bin gespannt, wie du das siehst. Hab einen feinen Tag.
Danke, liebe Ellen, für dieses schöne Feedback zu dem Beitrag!
Und Respekt kann, meiner Meinung nach, sich aus Wertschätzung und Empathie ergeben. Denn, wenn ich den Wert einer Person schätze und einfühlend ihre Situation nachvollziehen kann, dann ergibt sich daraus fast automatisch Respekt, oder?
Nichtsdestotrotz kommt Respekt auch gesondert nochmal mit auf die Liste! Ganz unbedingt notwendig für gute Beziehungen. Danke für die Ergänzung!