Veränderung #5: Wind unter den Flügeln | Kolumne von Maxi Knust

Maxi Knust

Diese Kolumne erschien zuerst im Juli 2018 in der Berliner Zeitung

Der Sprung ins kalte Wasser der Veränderung, ließ bei mir viel Euphorie und Tatendrang folgen. Doch gerade, wenn es richtig losgehen soll, bauen sich gerne auch Hürden auf. Eine Hürde, ist sicherlich die Angst, die mit einem solchen Veränderungsprozess einhergeht.

Bei einer Gründung ist einer der größten Ängste, dass es schief geht. Man malt sich im Vorfeld da gerne einige Katastrophenszenarien aus, Dinge, die in fast 95% der Fälle eh nicht eintreten. Doch die Angst kann einen abhalten, überhaupt etwas anzufangen.

Mir half es damals, eben jene Worst Case Szenarien vorzustellen und dann weiterzudenken, was ich in diesen Fällen machen würde.

Mir half es damals, eben jene Worst Case Szenarien vorzustellen und dann weiterzudenken, was ich in diesen Fällen machen würde. Einen Plan B zu haben beruhigt immer. Ich selbst machte mir zum Beispiel lange Zeit Sorgen, dass ich eine „leere“ Stelle im Lebenslauf haben könnte und keinen Job mehr finde. Dann sagte ich mir, dass ich einen guten Abschluss habe, und ich viel wertvolle Erfahrung in der Gründerzeit sammeln würde. Ich merkte, dass meine Angst wenig rational war und sie verlor immer mehr an Bedeutung. 

Neben den eigenen Ängsten, kann es auch sein, dass dein Umfeld nicht wie erwartet, auf deine euphorischen Bekundungen, ab sofort erfolgreiche_r Startup-Gründer_innen zu werden, reagiert. Es kann sogar sein, dass Menschen dir sagen, dass das dumm oder verrückt ist, was du machst, und dass du es nicht kannst.

​Was ich fähig bin zu leisten, weiß nur ich alleine. Und deshalb sollte man ​einiges an Vertrauen und Glauben in die eigene Idee und Fähigkeiten mitbringen.

Wie ich mittlerweile weiß, sind dies nur die Begrenzungen anderer Menschen, die sie auf dich übertragen. Doch was ich fähig bin zu leisten, weiß nur ich alleine. Und deshalb sollte man einerseits einiges an Vertrauen und Glauben in die eigene Idee und Fähigkeiten mitbringen und andererseits auch in Erwägung ziehen seinen Personenkreis zu verändern. 

Das kann bedeuten auch Menschen gehen zu lassen, und sich wiederum mit neuen Leuten zu umgeben, die einen unterstützen und positiv denken. Sich mit Gleichgesinnten zu umgeben, kann sehr bereichern und einem dieses anfängliche Außenseitergefühl nehmen.

Wenn wir verstehen, dass die Veränderung uns betrifft, befinden wir uns meist erst einmal im „Tal der Tränen“

Außerdem half mir in all dieser stürmischen Zeit etwas, dass ich im Studium lernte. Durch mein Verständnis über Veränderungsprozesse konnte ich meinen Erfahrungen einen Rahmen geben und sie besser einordnen. Die sogenannte Kübler-Ross-Change-Kurve zeigt, dass nach dem Auslöser-Ereignis zunächst Schock und Verneinung kommen, dann aber auch Verstehen und Akzeptanz. Wenn wir verstehen, dass die Veränderung uns betrifft, befinden wir uns meist erst einmal im „Tal der Tränen“, was sicherlich wenig erklärungsbedürftig ist.

Doch wie es danach weitergeht, gab mir Hoffnung. Denn die Kurve geht bergauf, man probiert Neues aus, hat Erfolg und Misserfolg. Und schlussendlich gibt es einen Punkt, wo wir die Veränderung integrieren, also die Veränderung zum Normalzustand geworden ist. Ein Prozess mit dem ich mich die letzten Jahre anfreunden durfte.

Statt die Veränderung abzuwehren, mich mit ihr auf Kriegsfuß zu stellen und Mauern zu bauen, lernte ich die Veränderung willkommen zu heißen, sie zu umarmen und sie zu dem Wind unter meinen Flügeln zu machen.

Ich lernte die Veränderung willkommen zu heißen, sie zu umarmen und sie zu dem Wind unter meinen Flügeln zu machen.

Veränderung #1: Vom Hauch der Veränderung

​Veränderung #2: Ins Handeln kommen

Veränderung #3: Im Ideenfindungsmodus [Wenn die Million-Dollar-Idee noch ​warten lässt]

Veränderung #4: Lösungen finden & den Sprung wagen

Veränderung #5: Wind unter den Flügeln

​Maxi Knust

Seit 2015 veröffentliche ich in meinem digitalen Magazin fempreneur.de Artikel und Interviews mit Gründerinnen. 2017 folgte die Herausgabe des ersten inspirierenden Buches für selbstständige Frauen. Meine Leidenschaft ist, Veränderung zu gestalten und die Sichtbarkeit und Geschichten von Frauen zu stärken. Im Sommer 2018 durfte ich in der Berliner Zeitung einen Kolumnenserie über das Thema “Veränderung” veröffentlichen.

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4 comments
  1. Möchte ich gerne so wie du schreiben können. Sehr schön und mit Herz. Da muss man, denke ich, mit dieser Leidenschaft zu Welt kommen. Ich habe es versucht, aber irgendwie klappt nicht.

    1. Vielen lieben Dank, Sandra!!

      Das ist eine gute Frage, ob man damit geboren wird. Ich habe mich nie als Autorin gesehen, Deutsch war auch nicht mein Lieblingsfach und studiert habe ich das auch nicht. Aber ich habe gerne Tagebuch geschrieben und selbst viel gelesen. Und viel ist auch zu akzeptieren, dass man seinen eigenen Stil hat und dann schreiben, schreiben, schreiben. Es gibt ein tolles Buch von Robert Greene: “Mastery” – Wo es darum geht, das man für die “Meisterschaft” oft viel wiederholen und üben muss.

      Daher glaube ich, dass du in deinem Stil genauso schreiben kannst. Einfach mit deinem Herzensthema verbinden und die Energie durch die Hand, in den Stift und aufs Blatt fließen lassen. Schreib über das, was dich interessiert. Der Rest kommt

      Ganz liebe Grüße und lieben Dank nochmal für deinen schönen Kommentar!

      Maxi

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