YogaEasy-Gründerin Henrike Fröchling: „Als Unternehmerin muss man sich manchmal entspannen, Yoga machen und nicht den Humor verlieren.“
Henrike Fröchling gründete 2009 das Online-Yogastudio YogaEasy. Auf der Plattform werden mehr als 600 Yogavideos mit den besten deutschsprachigen Lehrern sowie ein großes Meditationsprogramm und Anfänger-Trainingsprogramme angeboten. Dabei hilft Yoga vor allem bei Stress (wovon man gerade als Gründerin gerne viel hat) und man lernt in schwierigen Situationen gelassen zu bleiben. Die YogaEasy-Gründerin ist zudem Mutter einer 13-jährigen Tochter und kennt daher selbst die Herausforderungen als Mompreneur. Und so bietet Henrike in ihrem Unternehmen selbst seit Jahren aternative und flexible Arbeitsmodelle (#NewWork) an - fast alle arbeiten in Teilzeit, auch die Männer, und eine 32 Stunden-Woche hält die Gründerin für optimal. Selbst ist Henrike bei YogaEasy für die Strategie und Investoren zuständig und startet derzeit ihr China-Geschäft. Damit zeigt die Online-Unternehmerin, dass Power und Gelassenheit in Balance essentiell für ein erfolgreiches Online-Business sind.
Henrike, du hast bereits 2009 YogaEasy gegründet. Wie bist du damals auf die Idee gekommen und woher hast du deinen Mut genommen, diese Idee dann umzusetzen?
Ich hatte Rückenschmerzen, ein kleines Kind und einen Beraterjob, also wenig Zeit. Ich habe "Yoga-DVDs" gegoogelt, englischsprachige Online-Yogastudios gefunden und bin sofort Mitglied geworden.
Nach ein paar Tagen erst ist mir klargeworden, dass ich diese Geschäftsidee nach Deutschland bringen sollte, denn als ehemalige Parship-Geschäftsführerin hatte ich sehr gute Erfahrungen mit Online-Abo-Geschäftsmodellen gemacht.
Der Mut dazu ist durch die Begeisterung für die Idee entstanden. Ich fühlte mich regelrecht getrieben, denn ich war 100%ig vom Erfolg überzeugt, war die richtige Person dafür und die Welt brauchte das unbedingt!
"Der Mut zur Gründung ist durch die Begeisterung für die Idee entstanden."


YogaEasy-Gründerin Henrike Fröchling
Wie genau sieht euer Angebot auf YogaEasy.de aus? Was hebt euch ab von anderen Online-Fitness-Plattformen?
Wir haben inzwischen mehr als 600 Yogavideos mit den besten deutschsprachigen Lehrern gedreht, und für 16 Euro im Monat kann man mit den Videos unbegrenzt zu Hause Yoga üben. Oder natürlich unterwegs. Zum Beispiel 20 Minuten Rückenyoga für Anfänger, oder 60 Minuten Poweryoga für Fortgeschrittene. Alle wichtigen Stile sind vertreten und jede Woche gibt es neue Videos.
Anders als andere Online-Fitness-Plattformen sind wir die authentischen Yoga-Spezialisten. Bei uns gibt es die erfahrensten und bekanntesten Lehrer (das ist online besonders wichtig), die mit Abstand größte Auswahl an Videos plus tausende Hintergrundartikel mit praktischen Tipps, Yoga-Philosophie und Ernährungsthemen.
Wir bieten ein großes Meditationsprogramm, Bikini-Yoga-Programme und Anfänger-Trainingsprogramme. Das können Online-Fitnessplattformen im Bereich Yoga nicht anbieten.

Yoga wird immer beliebter. Aber die meisten wissen gar nicht was sich genau hinter dieser Sportart verbirgt und stellen sich komplizierte Posen vor. Kannst du einen Einblick in diese Sportart geben?
Man fängt mit einfachen Haltungen an, die genau ausgeklügelt sind, um ganzheitlich zu kräftigen und zu dehnen. Dabei muss man sich stark auf die Ausrichtung des eigenen Körpers konzentrieren und die Anstrengung aushalten. Man atmet tief und kontrolliert.
Das hat zusammengenommen eine geradezu magische Wirkung: Nach dem Yoga fühlt sich der Körper großartig an, trainiert und gedehnt. Man ist wach, entspannt und gut gelaunt, weil der Geist durch die Konzentration und die tiefen Atemzüge ruhig wird.
"Nach dem Yoga fühlt sich der Körper großartig an, trainiert und gedehnt. Man ist wach, entspannt und gut gelaunt."
Dazu kommt eine Philosophie, von der man sich zu einem achtsameren Leben inspirieren lassen kann (aber nicht muss), es ist also eigentlich mehr als eine Sportart. Die Posen werden später Stück für Stück komplizierter. Für manche wird es zu einer Art freier Religion: das Spirituelle und die Gemeinschaft werden wichtiger, anstatt zu beten meditiert man eben. Aber viele freuen sich auch einfach an den erstaunlichen Effekten der Übungen auf Körper und Geist und belassen es dabei.
Für wen bietet sich diese Sportart an und was kann Yoga im Alltag bewirken und verändern?
Yoga ist für jeden geeignet, vor allem wenn man Rückenschmerzen hat, gestresst oder ungelenkig ist. Dann tut Yoga besonders gut, und die Lehrerin bringt dich Schritt für Schritt zum Ziel. Sportliche Leute wundern sich, wie anstrengend Yoga ist.
"Yoga ist für jeden geeignet!"

Es verbessert auch die Performance in anderen Sportarten wie z.B. Laufen, man ist flexibler, atmet besser und wird mental stärker. Nicht umsonst macht die Fußball-Nationalmannschaft Yoga (ihr Lehrer Patrick Broome ist natürlich bei uns).
"Mit Yoga ist man weniger gestresst und bleibt in schwierigen Situationen gelassener."
Im Alltag bekommt man durch Yoga eine bessere Haltung und achtet mehr auf seinen Körper. Man ist weniger gestresst und bleibt in schwierigen Situationen gelassener. Und viele verändern durch diese Erfahrungen auch andere Dinge in ihrem Leben: Sie wollen sich besser ernähren, sich mehr Zeit für sich nehmen, ihren Traum endlich verwirklichen, freundlicher zu anderen sein.
Du achtest seit der Gründung auf familienfreundliche Arbeitszeiten. Wie sieht das konkret in der Praxis aus? Welche Vorteile konntest du dadurch beobachten und wo tun sich auch Herausforderungen auf?
Bei uns arbeiten fast alle in Teilzeit oder mit einem Home-Office-Tag, übrigens auch die Männer. Meist 25-32 Stunden. Ich finde 32 Stunden am besten: die Mitarbeiter schaffen viel, sind aber ausgeruht und effizient.
"Ich finde 32 Stunden am besten: die Mitarbeiter schaffen viel, sind aber ausgeruht und effizient."
Ich kann mir qualifiziertere Leute leisten, die fast genauso viel schaffen als wären sie in Vollzeit. Und das nicht durch Überstunden, sondern weil man 6 Stunden eben besser fokussiert durchhält als 8 Stunden, ist ja auch wissenschaftlich belegt. Klar, manchmal nervt es wenn wieder jemand gerade fehlt, aber durch gemeinsame Kernzeiten und sehr gute Online-Tools kriegen wir das in den Griff.

Was auch hilft: jeder soll möglichst eigenverantwortlich bei seinen Aufgaben entscheiden. Ist viel motivierender und man ist nicht darauf angewiesen, dass andere Kollegen präsent sind um etwas abzusegnen.
Wir haben einen Redaktionsjob, da arbeitet inzwischen die Schwangerschaftsvertretung der Schwangerschaftsvertretung der Schwangerschaftsvertretung! Auf dem Stuhl wurden alle sofort schwanger. Ich hab den Kolleginnen jetzt gesagt: kriegt Kinder soviel ihr wollt, Hauptsache ihr sprecht Euch ab und eine von euch ist immer da. Es ist ein toller Pool von interessanten Redakteurinnen entstanden, eigentlich eine Bereicherung.
Du bist selbst Mutter einer 13-jährigen Tochter. Mutter sein und ambitioniert arbeiten ist immer wieder ein Thema in der Gesellschaft. Welche Erfahrung und Einstellung hast du als Working Mum?
Ich habe nach 8 Wochen nach der Geburt wieder Vollzeit gearbeitet, weil ich einen neuen Job als Anzeigenleiterin der ZEIT hatte. Vier Tage pro Woche wäre im Nachhinein gesehen etwas leichter gewesen, aber die Situation war halt so. Ich wollte es auch unbedingt!
Durch eine Vollzeit-Kinderfrau und den engagierten Vater hat es prima geklappt und meine Tochter ist glücklich aufgewachsen. Ich habe die Nähe zu ihr und das Glück als Mutter immer so klar gespürt, dass Vorwürfe, Selbstvorwürfe oder Schwierigkeiten an mir abgeperlt sind. Es gab aber auch kaum Gegenwind, es war halt nur stressig, das schon.
Hier ist meine persönliche Meinung dazu: ich ermutige jede Frau dazu, höchstens ein Jahr zuhause zu bleiben und dann mindestens 20, besser 30-40 Stunden pro Woche zu arbeiten. Warum? Als Hausfrau mit Kleinkindern werden viele weniger glücklich als gedacht, und vor allem wirst du finanziell abhängig davon, dass dein Mann mit dir zusammenbleiben will (und umgekehrt).

Auch wenn Kinderbetreuung und das bescheuerte Ehegattensplitting viel vom Gehalt wegfrisst, es ist eine lohnende Investition in deine Zukunft. Und die Gesellschaft profitiert auch davon. Es ist nicht egoistisch, denn du liebst und erziehst dein Kind ja trotzdem und zahlst dabei noch tonnenweise Steuern für Spielplätze und Obdachlose. Dein Mann profitiert auch, er muss nicht alleine das Geld ranschaffen und bekommt eine engere Bindung an das Kind, wenn du auf Dienstreise bist.
Ihr möchte betonen, dass das meine persönliche Empfehlung ist und ich nicht erwarte, dass jede Frau diese Ansicht teilt oder dass dieser Weg für sie richtig ist. Jede entscheidet das selbst, basta!
Als Gründerin und Geschäftsführerin gilt es auch Aufgaben abzugeben und sich darauf zu konzentrieren, was man selbst gut kann. Was machst du noch selber und was delegierst du?
Ich hatte zum Zeitpunkt der Gründung schon viel Managementerfahrung. Mein Team ist gut aufgestellt, alles läuft auch ohne mich. Perfektionismus und Micromanagement sind unproduktiv und der Tod jeder Arbeitsfreude. Ich kümmere mich um Strategie, Investoren, pushe das Wachstum, starte unser China-Geschäft und passe die Organisation der wachsenden Unternehmensgröße an.
"Perfektionismus und Micromanagement sind unproduktiv und der Tod jeder Arbeitsfreude."
Was ich noch operativ selber mache, sind manche Datenanalysen, ich bin bei uns der Excel-Guru (noch aus Controlling-Zeiten), und manchmal brauche ich das manuelle Zahlendrehen. Und ich bin fast immer dabei, wenn neue Ideen für Produkt und Marketing ausgearbeitet werden, da will ich mitmischen.
Was war dein wichtigstes Learning in der Selbstständigkeit bislang?
Alarm ist dein Normalzustand. Damit meine ich Folgendes: Du musst als Unternehmerin ständig etwas aufbauen, von dem du erstmal keine Ahnung hast. Du weißt nicht, wer die Aufgabe erledigen kann und wie du das Geld dafür auftreiben sollst. Wenn das letztendlich geschafft ist, kommt ja direkt die nächste Herausforderung. Man kommt sich dadurch immer dumm und arm vor und ist unterbewusst in ständiger Panik.
Nach ein paar Jahren merkt man, dass das eben der Job als Unternehmerin ist. Du wächst, auf der nächsten Stufe gibt es das nächste, größere Problem und die nächste, größere Investition. Wieder dumm und arm. Also musst du dich entspannen, viel Yoga machen und deinen Humor nicht verlieren. Und manchmal darauf zurückblicken, was du schon geschafft hast.
"Also musst du dich entspannen, viel Yoga machen und deinen Humor nicht verlieren. Und manchmal darauf zurückblicken, was du schon geschafft hast."

Fotos: YogaEasy.de