Die Gründerin Story von Bea Beste: Vom schwierigen Lebensstart, dem Scheitern von Tollabox und sonnigen Zukunftsplänen

Maxi Knust

Wenn ein Wort Bea Beste beschreiben könnte, dann wäre es wahrscheinlich – Resilienz. Denn sie hat schon einiges im Leben erlebt. Im rumänischen Kommunismus aufzuwachsen, als Teenager die Eltern zu verlieren und 1984 nach Deutschland zu ziehen, sind Teile vom Leben, die Bea niemals vergessen wird. Aber der Mut und die Kraft weiter zu machen, waren immer dabei. Die Gründung von neun Schulen, des Startup’s – Tollabox und dessen späteres Scheitern – Bea meisterte jede noch so schwierige Situation und kam aus diesen gestärkt hervor. 

Wie alles im Leben von Bea Beste begann

Bea Beste kam 1968 in Bukarest auf die Welt und ihre Kindheit wurde stark vom Kommunismus geprägt. Sie verlor ihren Vater als sie 12 und ihre Mutter als sie 15 Jahre alt war. 1984 kam sie dann nach Deutschland, hatte nur einen Koffer bei sich, ihre Geburtsurkunde in der Schuhsohle versteckt und sollte nun bei ihren Geschwistern aus erster Ehe ihres Vaters leben. Über diese Zeit sagt Bea:

„Es war traurig und schlimm einerseits, aber andererseits hat es mich stark fürs ganze Leben gemacht. Wenn danach im ganzen restlichen Leben irgendwelche Sorgen kamen, habe ich mich immer an diesen Moment erinnert und mir gesagt: Wenn ich das geschafft habe, schaffe ich alles.”

Nachdem sie sich in einen Mann verliebte, wollte Bea der Liebe wegen nach Berlin ziehen – eine Entscheidung die jedoch aufgrund ihreres ‘Geflohenen-Status’ nicht so einfach war. Um sicher zu gehen, heirateten die beiden und kurz danach krönte die Geburt ihrer Tochter das Glück. Mit 21 Jahren wurde Bea Mutter – das Beste was ihr in ihrem Leben passieren konnte. Sie entschied sich weiter zu studieren. Die Ehe hielt nur kurze Zeit, aber als Eltern sind sie weiter ein gutes Team geblieben.

Ein Problem – Eine Lösung

Bea hat Wirtschaftsingenieurwesen bis zum Vordiplom und dann Kommunikation an der UDK in Berlin studiert. Während des Studiums gingen ihre Kommilitionen abends auf Partys und zogen um die Häuser – für sie als alleinerziehende, geschiedene junge Mutter eine Herausforderung.

Ihr kam die Idee, einen Jugendforschungsmonitor an eine Werbeagentur zu verkaufen. Sie ging aus, und wurde dafür bezahlt, um die jungen Trends an die Werbeagentur zu reporten. „Es war ein Win-Win-Deal auf allen Ebenen – Ich hatte Geld und mir ging es gut.”

Der Anfang als Gründerin 

Nach ihrem Studium arbeitete sie 4 Jahre bei Sat.1 als Produktmanagerin im Bereich Serie und eigenproduzierte Filme. Danach folgten 6 Jahre bei The Boston Consulting Group. 2006 kam die Idee, zusammen mit einen Unternehmer, eine Schule zu gründen. Doch dann fragte er sie, warum nur eine: Und so geschah es – Sie gründeten die Phorms Schulen. Das Thema Bildung war schon immer in Bea’s Leben “Ich hab so dieses Wissen, Erkenntnisse, Dinge gemeinsam auszuprobieren, einfach in der Familie gehabt.”

Als Bea noch bei Boston Consulting gearbeitet hat, engagierte sie sich in einer Pro Bono Aktion, die sich Business at School nennt. Noch bis heute hat sie viel damit zu tun. Ziel ist es, den Schülern das Wissen aus der Praxis näher zu bringen. Dafür kommen Startup-Berater in die Schulen und erarbeiten mit den Schülern Businesspläne, durchleuchten Unternehmen und zeigen ihnen, wie sie ihr gelerentes Wissen anwenden können. Also das, was die Schule nicht leistet. Das sind so die Sachen, die sie auch an der Beratertätigkeit fasziniert haben – Den Bezug zum Leben und was die Kinder daraus lernen können.

„Tollabox zu begraben hat sich angefühlt, wie ein Kind zu verlieren.”

Als Bea die Idee hatte, eine Schule zu gründen, war es für sie eine logische Konsequenz, dieses Konzept, welches sie so beigestert hat, in ihrer Schule zu etablieren. Heute betreibt die Phorms Education SE sie neun Schulen, in denen Kinder einfach gerne zur Schule gehen. 2011 wurde es für Béa klar, dass sie nicht die geeignete Person fürs Betreiben eines so großen Unternehmens ist.

Und so begab sich Bea wieder in die Startup-Szene und gründete Tollabox, eine Bastelbox für Familien mit Kindern ab vier Jahren. Leider passierte es, dass die Firma 2015 insolvent ging. „Tollabox zu begraben hat sich angefühlt, wie ein Kind zu verlieren.”

Wieder neu anfangen

„Fehler machen muss sein, um weiter zu kommen.”

Die Insolvenz war gerade drei Tage publik, da bekam Bea schon einen Anruf von ihrer alten Unternehmensberatung BCG. Und so passierte es: Ehe sie sich versah, hatte sie ein neues Projekt und war in Nairobi und beriet dort Kunden. „Ich dachte: Hey, ist hier jemand gestorben, ist man todkrank, haben wir Krieg? Nein! Also, weiter geht’s! Das ist auch so der Punkt, an dem ich gedacht habe, ich will etwas Neues. Das ist jetzt auch alles nicht mehr so schlimm.”

Mit den Eltern kommunizieren – die Idee zum Bloggen 

Die Idee zum Bloggen stammt aus der Tollabox-Zeit. Während dieser Zeit hatte sie einen direkten Draht in die Eltern-Community. Bea wollte den Kontakt nicht nur zu den Kindern, sondern auch zu den Eltern, um ihre Bedürfnisse zu verstehen und zu sehen, was sie bewegt. Der Support, als Toolabox insolvent gegangen ist, hat Bea motiviert mit den Bloggen weiter zu machen. Heute wirkt sie gerade mit an der Entwicklung von zwei neuen Ideen: Eine Kinderschutzapp gegen pornografische Inhalte und eine besondere Video-Plattform, die auch im Bereich Parenting ein umfassendes Lernangebot haben wird.

Sonnige Zukunftspläne

Neben ihrer Berater-Tätigkeit und ihrem Blog vermarktet sie eine besondere Methodik aus Markentechniken und Markenstrategien – alles Aufgaben, die sie faszienieren und interessieren und deswegen eine Trennung zwischen beruflich und privat oft schwer machen. Deshalb setzt Bea eher auf eine Power-Auftanken-Balance statt Work-Life- Balance.

„Ich werde keine Schulen mehr hinstellen, keine Boxen mehr mit Material haben. Das was ich mache, wird ausschließlich digital. Als persönliches Ziel dabei habe ich mit meinem Mann, dass wir hauptsächlich die Wintermonate, nicht so verschnupft wie jetzt, aus der Wärme arbeiten. Die Welt wird zunehmend digitaler, es geht immer alles mehr über Computer, das heißt, auch das wird kein Problem.”

Danke an Bea Beste für das Interview und die offenen Worte! Viel Erfolg wünscht dir das Fempreneur Team!

Fotos by Bea Beste

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