Interview mit Lea-Sophie Cramer, Gründerin von Amorelie: „Man sollte früh über seine Idee sprechen!“

Maxi Knust

Lea-Sophie Cramer hat in Mannheim BWL studiert und anschließend bei Boston Consulting Group, Rocket Internet und Groupon gearbeitet, bevor sie mit ihrem Umzug zurück nach Berlin in die Gründerszene ein­tauchte. Ihren Wunsch, selbst Unternehmerin zu werden, realisierte sie 2012 zusammen mit Sebastian Pollok, als beide das Start-up Amorelie gründeten. Amorelie ist ein Online-Lifestyleshop, der Lovetoys, Dessous, Kosmetikprodukte, Bücher und Massageöle mit Stil verkauft.

​Interviewauszug aus “The Female Founders Book. Das Buch für unternehmerische Inspiration”

​Amorelie-Gründerin Lea-Sophie Cramer – Erfolgreich mit Sextoys​

Du hast dich nach drei Jahren als Angestellte für die Gründung von Amorelie entschieden. Woher kam dein Gründungswunsch?

Meine Eltern waren den Großteil ihres Lebens angestellt und haben sich erst spät selbstständig gemacht. Deswegen war Selbstständigkeit kein Thema mit dem ich aufgewachsen bin. Der Wunsch zu gründen kam, als ich nach dem Studi­um zurück in meine Heimatstadt gezogen bin. Da hatte ich bereits Interesse fürs Gründen, aber erst als ich 2010 in die Start-up-Szene eingetaucht bin, habe ich mich angekommen gefühlt. Das waren alles Menschen, die keine Lust hatten ihre Motivation, Leidenschaft und Feuer in einem Konzern in eine Schublade einzusperren. Sie wollten Großes bewegen. Das war schön, denn ich war unter Gleichgesinnten.

Wie bist du mit deinem Mitgründer Sebastian auf die Idee zu Amorelie gekommen?

Sebastian habe ich bereits Jahre zuvor im Praktikum bei einer Unternehmensberatung kennengelernt. Wir haben uns dann durch denselben Bekanntenkreis in Berlin wieder getroffen, und er erzählte mir, dass eines der meistverkauften Produkte bei einem Onlineshop für Designereinrichtung hochwertige Designvibratoren sind. Ich fand das sehr überraschend.

Ich war in jener Zeit auch oft in der Bahn von München nach Berlin unterwegs und sah, dass viele Menschen ganz offen das Buch „Fifty Shades of Grey“ lasen. Ich habe die Leute dann direkt darauf angesprochen, dass sie derart unbe­fangen öffentlich über Sexszenen lesen und gemerkt, dass sich der Umgang mit Sexthemen gerade in der Gesellschaft stark verändert. Im Rahmen dessen, dass „Shades of Grey“ total okay ist und Designvibratoren gerade sehr gut verkauft werden, haben wir uns überlegt, wo wir eigentlich diese Pro­dukte kaufen würden.

Und da dieser Branche ja ein ziemlich­es Schmuddel-Image anhaftete, kam uns die Idee, genau in diesem Bereich etwas Ansprechendes aufzubauen. Gesagt, getan. Wir haben dann relativ schnell einen Pitch zusam­mengeschrieben und haben gemerkt, dass uns das Thema nicht mehr loslässt.

Was waren dann konkret die ersten Schritte?

Wir haben zunächst den Business Case berechnet, den Markt sowie die Konkurrenz analysiert. Darüber hinaus haben wir uns Gedanken über das Geschäftsmodell gemacht, wie wir damit Geld verdienen wollen und was man konkret für den Start benötigt. Wir haben eine Pitch-Präsentation erstellt und früh mit anderen Menschen darüber gesprochen.

​Man sollte möglichst früh mit Anderen über seine Idee sprechen, um Feedback zu erhalten.

Viele GründerInnen denken oft, man sollte nicht über die Idee sprechen, da sie sonst geklaut werden könnte. Aber ich würde Gründern genau das Gegenteil empfehlen. Meiner Meinung nach, sollte man möglichst früh mit Anderen über seine Idee sprechen, um Feedback zu erhalten. Und einer der besten Tipps ist, wirklich zu Leu­ten zu gehen und um ein Investment zu pitchen. Nur dann bekommst du deren echte Meinung und Einschätzung deiner Idee – ablehnen kannst du das Geld ja immer noch.

The Female Founders Book. Das Buch für unternehmerische Inspiration

Gab es auch Fehler, die du in deiner Gründungszeit gemacht hast?

Am Anfang haben wir unsere Idee noch leicht unterschätzt, weshalb wir in Finanzierungsrunden relativ viele Anteile abgegeben haben. Man weiß eben nicht genau, wie viel die Geschäftsidee wert ist. Klar hat das Risiko eines Start-ups auch einen entsprechenden Gegenwert, aber ich denke, rückblickend haben wir uns zu sehr verunsichern lassen.

Außerdem würde ich das nächste Mal den Mitarbeitern noch mehr Unternehmensanteile geben, denn wenn man sehr gute Leute hat, dann ist das genau richtig investiert. Rückblickend würde ich mich zudem früher von Mitarbeitern trennen, wenn man merkt, dass es nicht richtig passt.

​Gerade als Chef musst du deine Mitarbeiter mitreißen können und wirklich für das brennen, was du tust.

Woher nimmst du deine Selbstsicherheit?

Meine Eltern haben immer gesagt, dass ich alles werden kann, was ich will. Und sie haben sich immer stark für Frauenrechte eingesetzt und versucht, das in ihre Firmen einzubringen. Ich wurde so erzogen, mich wegen des Frau-Seins nicht anders zu fühlen als jeder andere Mensch.

Es hilft aber auch, ehrlich zu sich selbst zu sein. Wenn das Studium gerade erst absolviert wurde, ist es klar, dass keine Berufserfahrung vorhanden ist. Das ist völlig okay! Man muss keine Angst vor dem Neuen haben, sondern sich sagen: ‚Hier stehe ich, das kann ich und das kann ich nicht, aber ich werde mein Allerbestes geben. Das, was ich nicht kann, lerne ich dazu!‘ Diese Selbstsicherheit kann jeder in sich tragen, egal, wo er gerade in seiner beruflichen Laufbahn steht.

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